Verschwiegenheitspflicht ist eine gute Sache. Mitunter. Nicht aber, wenn endlich ein Licht ins Dunkel der offenbar "dolosen" Finanzgebarung des Burgtheaters gebracht werden soll. Bekanntlich mussten deswegen die kaufmännische Direktorin Silvia Stantejsky im November 2013 und der künstlerische Direktor Matthias Hartmann im März 2014 ihre Burgposten fristlos räumen. Nun hätte Peter Raddatz, Geschäftsführer des Hamburger Schauspielhauses, vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aussagen sollen. Er war seinerzeit von Hartmann als Aufklärungshilfe engagiert worden.

Doch Günter Rhomberg, interimistischer Geschäftsführer der Bundestheaterholding, verpasste Raddatz - wie auch dem Wirtschaftsprüfer Martin Wagner - einen Maulkorb. Warum die Mauschelei? Welches (politische) Kalkül steckt dahinter? Seit Ausbruch des Finanzdebakels ranken sich Gerüchte und Schuldzuweisungen bis in die obersten Theater- und Holding-Etagen. Auf den Untersuchungstisch gehören daher auch jene Aufsichtsratsprotokolle, wonach Stantejsky von Ex-Holdingchef Georg Springer (und im Beisein der aktuellen Burg-Direktorin) angeblich gebeten wurde, rote Zahlen in schwarze Nullen umzufärben.

Abgesehen von Rhombergs fragwürdigem Demokratieverständnis: Er hat der Sache keinen guten Dienst erwiesen. Verschwörungsfantasien und (berechtigte?) Verdächtigungen werden ungehindert weiterblühen. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 4.3.2015)