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Stefan Koubek (38) ist als neuer Daviscup-Kapitän schon "ein bisserl nervös".

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Nach der Karriere hatte Koubek Zeit, er eröffnete die Kletterwand im Sportzentrum Marswiese. Jetzt geht's wieder um den Tennis-Aufstieg.

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Wien/Örebro - Stefan Koubek geht davon aus, "kein dressierter Affe" zu sein. Über die Bedeutung eines Daviscup-Kapitäns gibt es unterschiedliche Auffassungen. Der legendäre Thomas Muster sagte, es gehe darum, "das Handtuch und die Gosch'n zu halten". Als er später dieses Amt selbst ausübte, war er nicht mehr ganz so streng und schweigsam. Muster kam zur Überzeugung, "dass es mehr ist".

Für den 38-jährigen Koubek schließt sich ein Kreis. Der Kärntner durfte im Daviscup Ballbub sein. "Es war der Beginn eines Traums." Zwischen 1998 und 2011 sollte er 22 Länderkämpfe bestreiten, die Bilanz ist knapp positiv (20 Siege, 19 Niederlagen). "Es war immer eine Ehre, eine Abwechslung im Leben eines Tennisprofis. Normal musst du Egoist sein. Ich habe es genossen, Freude oder Frust zu teilen. Jetzt darf ich Kapitän sein. Das ist eine schöne Form der Anerkennung."

Koubek ersetzt Clemens Trimmel, der auf Betreiben von ÖTV-Präsident Ronald Leitgeb abgesetzt wurde. Obwohl er ihn installiert hatte. Trimmel war zudem Sportdirektor. Mittlerweile ist auch Leitgeb Geschichte, in seiner Ära wurden nicht einmal Meilensteinchen gesetzt. Im Gegenteil, speziell das Damentennis grundelt, irgendwann wird es sich mit dem Sudan messen. Die Herren sind wenigstens zweit- bis drittklassig. Nachwuchsprobleme sind augenscheinlich, das Leistungszentrum Südstadt ist nur ein Zentrum. Robert Groß ist neuer Präsident, davor war er fürs Bundesland Oberösterreich zuständig.

Vertrag für 2015

Koubek wurde im Dezember von seinem ehemaligen Trainer Günter Bresnik ins Spiel gebracht. Es gab keine Alternative, der Vertrag gilt für 2015, im Idealfall umfasst er drei Partien. Ab Freitag geht's in Örebro gegen Schweden, im Falle eines Sieges wird dann im Juli daheim gegen die Niederlande gespielt. Geht das gut aus, darf im September um den Aufstieg in die Weltgruppe gerauft werden. Koubek: "Unser Ziel." Er legt darauf Wert, sich nicht aufgedrängt zu haben. "Ich habe mit den Spielern telefoniert, sie gefragt, ob sie etwas gegen mich haben. Sie sagten nein, also habe ich ja gesagt." Speziell die Meinung von Jürgen Melzer sei ihm wichtig gewesen. "Wir haben miteinander gespielt, wir brauchen uns nichts vormachen." Ihm, Koubek, gehe es darum, "dass die Rahmenbedingungen stimmen. Es soll auch eine Gaudi sein. Jürgen Melzer das Handtuch halten? Kein Problem! Die Gosch'n halte ich nicht. Die Spieler entscheiden über Siege."

Dominic Thiem, eigentlich die Nummer eins, entscheidet nichts, er hat abgesagt. Thiem wird von Bresnik betreut, was Koubek nicht daran hindert zu sagen: "Ich finde das nicht okay. Aber die Türe bleibt offen." Andreas Haider-Maurer ist auf Platz 55 geklettert, der Kapitän sagt: "Hut ab." Haider-Maurer wird als zweiter, eigentlich erster Einzelspieler eingesetzt, er liegt vor Melzer (84). Dessen Bruder Gerald und Alexander Peya komplettieren das Aufgebot. Den Schweden ist die Tradition abhandengekommen (Borg, Wilander, Edberg etc.). Ihr aktuell Bester heißt Elias Ymer, er ist 18 Jahre alt und die Nummer 189. Koubek: "Wir müssen das gewinnen. Dieser Zwang sollte die einzige Schwierigkeit sein."

Verantwortung

2011 hat Koubek seine Karriere beendet. Drei Turniersiege konnte er verbuchen. "Ich war auf den Schluss nicht vorbereitet, bin in ein Loch gefallen, habe Daumen gedreht, vermisste das Adrenalin. Ich wollte Freunde treffen, habe aber übersehen, dass sie keine Zeit haben. Sie mussten ja arbeiten." Spätestens nach der Geburt seines nun 18 Monaten alten Sohnes ist er aus dem Loch geklettert. "Weil ich endlich weiß, was Verantwortung bedeutet." Dressierte Affen, sagt er, wüssten das nicht. (Christian Hackl, DER STANDARD, 4.3.2015)