Lange wurden sie belächelt, die Billigflieger. Passagiere, die ihr Gepäck selbst schleppen müssen, dazu eine Bestuhlung - so eng, dass schon nach kurzer Flugzeit alles einschläft. Service? Fehlanzeige! So was, dachten sich noch vor wenigen Jahren die Chefs der klassischen Netzwerk-Airlines, kann und wird sich nie durchsetzen. Selten lag eine ganze Managementriege so daneben.

Zugegeben - auch die Low-Cost-Carrier geben es inzwischen teurer. Zwar kann man immer noch Flüge buchen, wo außer dem Flug von A nach B nichts inkludiert ist. Aber selbst wer es billig haben will und dennoch nicht allzu spartanisch fliegen möchte, bekommt gegen Aufpreis viele Annehmlichkeiten dazu. "Geht nicht" gibt es so gut wie nicht.

Das zeigt jetzt auch die Lufthansa. Mit dem Billigflieger Eurowings will die AUA-Mutter an der steigenden Popularität dieser Form des Reisens mitverdienen. Für die Kunden ist mehr Wettbewerb grundsätzlich gut. Um Geld zu verdienen, müssen Airline-Manager Destinationen ins Angebot nehmen, die bisher nicht oder nicht so gut bedient werden. Gleichzeitig nimmt die Unübersichtlichkeit zu, Preisvergleiche werden schwieriger. Ob es Lufthansa langfristig schafft, Eurowings in der Luft zu halten, muss sich auch erst zeigen. Zwar sind die Kosten vergleichsweise niedrig. Nicht immer kommen "alte" Unternehmen aber mit Neuem klar. Zumindest die Zeichen der Zeit hat Lufthansa erkannt. Sie reizt erst einmal aus, was das Zeug hält. (Günther Strobl, DER STANDARD, 5.3.2015)