Abrufe "The Team" und "Schuld".

Foto: ORF/Grafik: STANDARD

Wien - Laut und selbstbewusst pflegen Web-TV-Dienste sich und ihre Ware anzupreisen, mit der sie ihr Publikum unterhalten wollen. Geht es um Abrufzahlen, wird es schnell stiller. Und nicht nur die großen Player wie Netflix und Amazon halten Daten über Publikumsinteresse an ihrem Angebot fest unter Verschluss. Die Quote - im herkömmlichen Fernsehen ewiggültige Währung - spielt in der Öffentlichkeit bei Bezahlvideodiensten keine Rolle.

Seit 22. Februar sind sieben Originalfolgen der europäischen Krimiserie "The Team" über Flimmit kostenlos abrufbar. An dem Onlineportal übernimmt der ORF gerade die Mehrheit. Am 13. März präsentiert der Gebührenfunk diesen Dienst in neuem Layout.

Beide, sowohl Flimmit als auch ORF, schweigen wie die Großen über ihre Daten. Wie viele die Serie noch vor der TV-Premiere am Donnerstag, 20.15 Uhr, sehen wollten, bleibt ihr Geheimnis.

Letzter Teil bereits online

Weit auskunftsfreudiger ist Deutschlands öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Hier erfährt der STANDARD auf Anfrage: Bis 3. März riefen mehr als 296.000-mal Nutzer die ersten Folgen (inklusive Trailer) in der ZDF-Mediathek kostenlos ab. Der letzte Teil steht nach einer Twitter-Abstimmung über den Zeitpunkt seit diesem Dienstag wie auf Flimmit online. Die Zahl berücksichtigt lediglich stationäre Windows-PCs. Die zuletzt stark steigende mobile Nutzung wurde nicht erfasst.

Fernsehprogramm zuerst im Web zu zeigen: Das testete das ZDF erstmals im Februar mit der Krimiserie "Schuld". Insgesamt 637.000 griffen auf die sechs Folgen zu. Rund 220.000 sichteten den ersten Teil, jeweils ungefähr die Hälfte schauten vor und nach der TV-Ausstrahlung.

Ungeliebte Synchronisation

Quoten in Millionenhöhe wie beim Fernsehen wird "The Team" online ebenfalls kaum erreichen. Freunde englischer Originalfassungen dürfte die Zahl dennoch ermutigen: Online stehen die acht Folgen von "The Team" nämlich im mehrsprachigen Original mit deutschen Untertiteln bereit. Die Teams sprechen untereinander ihre Sprache, die Zuschauer verfolgen die Dialoge mit Untertiteln. Agieren alle drei miteinander, reden sie Englisch.

Die durchaus hörenswerte Performance eines Nicholas Ofczarek, der im Original Englisch mit Ostakzent spricht, entgeht TV-Zuschauern hierzulande. Im Fernsehen gibt es vier synchronisierte Termine.

Kritik daran äußerten sogar die Schauspieler selbst ungewohnt deutlich, so etwa Hauptdarsteller Lars Mikkelsen: "Die Zuschauer sollten die Schönheit der Sprache hören können." (Doris Priesching, DER STANDARD, 5.3.2015)