Madrid - EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sieht die Wirtschaftskrise in Spanien anders als Regierungschef Mariano Rajoy noch lange nicht überwunden.

"Mit der hohen Arbeitslosigkeit, und der Jugendarbeitslosigkeit, können wir den Leuten und uns selbst nicht sagen, die Krise sei vorüber, auch wenn es Fortschritte gibt", sagte Juncker in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Zeitung "El País". So lange die Arbeitslosigkeit nicht auf ein "normales Niveau" sinke, gebe es "ernsthafte Schwierigkeiten".

"Wir sind mitten in der Krise, sie ist nicht vorüber", wiederholte Juncker. "Strukturreformen brauchen Zeit." Mit seiner Einschätzung widersprach der EU-Kommissionspräsident dem spanischen Ministerpräsidenten. Rajoy hat - mit Blick auf die in diesem Jahr anstehende Parlamentswahl Jahr - immer wieder erklärt, sein Land habe mit der Rückkehr des Wirtschaftswachstums im vergangenen Jahr aus der Krise herausgefunden.

2014 stand am Ende ein Plus des Bruttoinlandsproduktes von 1,4 Prozent - zum ersten Mal, seit die Immobilienblase 2008 platzte und Spanien an den Rand der Pleite kam. Vergangene Woche hob die konservative Regierung ihren Ausblick für 2015 von 2,0 auf 2,4 Prozent an. Zwar geht die Arbeitslosenquote allmählich zurück. Ende 2014 lag sie aber noch bei 23,7 Prozent. Innerhalb der Eurozone lag die Quote nur in Griechenland höher. Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) fürchtet, die Quote werde frühestens Ende des Jahrzehnts unter die 20-Prozent-Marke fallen.

Bei der Wahl in Spanien im November kann die linke Partei Podemos, die der griechischen Syriza-Partei nahe steht, auf ein gutes Ergebnis hoffen. Wie Syriza wirbt sie für ein Ende der Sparpolitik. (APA, 4.3.2015)