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Ein massives Tor sichert die Einfahrt zur Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main.

Foto: AP/Roesller

Frankfurt - Rund um den Globus senken immer mehr Notenbanken die Zinsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist da am Donnerstag bei ihrer auswärtigen Sitzung in Nikosia nicht gefolgt. Dem Kampf gegen fallende Preise und stagnierende Investitionen ist aber auch die EZB-Sitzung gewidmet. Der Leitzins in der Eurozone liegt mit 0,05 Prozent jedoch bereits seit September an der Nulllinie.

Warten auf die Geldschwemme

Die höchste Aufmerksamkeit richtet sich deswegen auf die geplante große Geldschwemme für das Bankensystem. Dazu wird es wohl auf der Pressekonferenz ab 14.30 Uhr mehr Informationen geben. EZB-Präsident Mario Draghi hatte im Jänner Eckdaten für sein mehr als eine Billion Euro schweres Anleihenkaufprogramm vorgestellt, das in diesem Monat starten soll. Mit den Wertpapierkäufen nach dem Vorbild der US-Notenbank Fed will er Inflation und Konjunktur im Euroraum anheizen und ein gefährliches Abrutschen der Wirtschaft in eine Spirale aus fallenden Preisen und schrumpfenden Investitionen verhindern. Die Finanzmärkte wollen jetzt unter anderem wissen, wann genau die Käufe beginnen und welche Titel die EZB in welchem Umfang erwerben will.

Mit Spannung erwartet wird auch, ob die Währungshüter ihre Wachstumsprognosen für das Euro-Währungsgebiet nach oben korrigieren. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hatte bereits angedeutet, dass die EZB-Fachleute die Konjunkturaussichten inzwischen etwas günstiger beurteilen als noch im Dezember.

Erstmals blickt die EZB übrigens bis ins Jahr 2017. Für 2015 rechnen Ökonomen damit, dass die Notenbank auch wegen der Entwicklung der Ölpreise ihre Wachstumsprognosen nach oben, ihre Inflationsaussicht aber noch einmal deutlich nach unten korrigieren wird. Darüber hinaus dürfte der EZB-Rat in Nikosia auch den Umgang mit Forderungen der griechischen Regierung besprechen. Athen hatte angekündigt, mit der Zentralbank über die Rückzahlung demnächst auslaufender Anleihen verhandeln zu wollen. Im Folgenden ein

Überblick über die Zinssenkungen

4. MÄRZ/15. JANUAR - INDIEN

Die indische Notenbank setzt den Leitzins in zwei Schritten um jeweils 0,25 Punkte auf 7,5 Prozent nach unten. Die Reserve Bank of India (RSB) reagiert mit der geldpolitischen Lockerung auf zuletzt magere Konjunkturdaten zur Produktion und Kreditvergabe. Indiens Wirtschaft durchläuft derzeit eine Phase vergleichweise schwachen Wachstums.

28. FEBRUAR/4. FEBRUAR - CHINA

Die chinesische Notenbank senkt ihren Schlüsselzinssatz auf 5,35 von zuvor 5,6 Prozent. Der neue Satz sei der Entwicklung des Wirtschaftswachstums, den Preisen und der Beschäftigungslage angemessen. Die Zentralbank hatte zuvor bereits Anfang Februar angekündigt, dass die Finanzinstitute künftig nicht mehr so viel Kapital als Mindestreserve bereithalten müssen. Damit soll für mehr Liquidität im Finanzkreislauf der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft gesorgt und die Kreditvergabe angeschoben werden.

24. FEBRUAR/20. JANUAR - TÜRKEI

Die Zentralbank der Türkei senkt ihren Schlüsselzins in zwei Schritten um insgesamt 0,75 Punkte auf 7,5 Prozent. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu forderte nach der zweiten Zinslockerung die Notenbank auf, noch größere Schritte einzuleiten, um die Wirtschaft anzukurbeln.

23. FEBRUAR - ISRAEL

Die Bank von Israel kappt ihren Leitzins auf 0,1 von bislang 0,25 Prozent. Es ist die erste Senkung seit sechs Monaten. Hintergrund ist unter anderem der Kampf gegen Deflationsgefahren und die Aufwertung der Landeswährung Schekel.

18. FEBRUAR - BOTSUANA

Die Notenbank von Botsuana senkt ihren Leitzins um einen Punkt auf 6,5 Prozent. Die Konjunkturentwicklung und die Inflationsaussichten würden einen solchen Schritt ermöglichen, erklärten die Währungshüter des afrikanischen Landes.

17. FEBRUAR - INDONESIEN

Die Zentralbank von Indonesien setzt überraschend die Zinsen um 0,25 Punkte auf 7,5 Prozent herab. Es ist die erste Senkung seit drei Jahren. Volkswirte hatten dies nicht erwartet.

12. FEBRUAR - SCHWEDEN

Schwedens Zentralbank senkt ihren Leitzins für Wertpapier-Rückkaufgeschäfte mit den Geschäftsbanken - den sogenannten Repo-Satz - auf minus 0,1 Prozent von zuvor null Prozent. Zugleich kündigt sie an, für zehn Milliarden Kronen Staatsanleihen zu kaufen.

5. FEBRUAR/29. JANUAR/22. JANUAR/19. JANUAR - DÄNEMARK

Die dänische Zentralbank setzt vier Mal innerhalb weniger als drei Wochen ihre Leitzinsen herab. Sie interveniert zudem regelmäßig am Devisenmarkt, um die Koppelung der Krone an den Euro zu verteidigen.

4. FEBRUAR/7. JANUAR - RUMÄNIEN

Rumäniens Zentralbank senkt in zwei Schritten den Leitzins um insgesamt 0,5 Punkte auf ein Rekordtief von 2,25 Prozent.

3. FEBRUAR - AUSTRALIEN

Die australische Zentralbank RBA senkt den Leitzins auf ein Rekordtief. Der Schlüsselzins liegt damit nun bei 2,25 Prozent. Mit dem Schritt wollen die Währungshüter unter anderem die Konjunktur ankurbeln.

30. JANUAR - RUSSLAND

Russlands Notenbank kappt den Schlüsselzins für die Versorgung der Banken mit Geld auf 15 von 17 Prozent. Das ist eine scharfe Kehrtwende, da die Notenbank 2014 die Zinszügel erst kräftig angezogen hatte. Die westlichen Sanktionen wegen des Ukraine-Konflikts und der Ölpreisverfall haben eine Kapitalflucht aus Russland ausgelöst und den Rubel auf Talfahrt geschickt.

28. JANUAR - ALBANIEN

Die albanische Notenbank setzt den Schlüsselzins herab auf das Rekordtief von zwei Prozent. Im vergangenen Jahr hatte sie die Zinsen bereits drei Mal gesenkt, zuletzt im November.

28. JANUAR - SINGAPUR

Die Zentralbank von Singapur (MAS) lockert ihre Geldpolitik, um die niedrige Inflation anzuheizen. Sie kündigt an, den Kursanstieg des Singapur-Dollar gegen einen Korb ausländischer Währungsmittel einzudämmen. Die Inflationserwartungen hätten sich seit Oktober 2014 erheblich verändert, begründeten die Notenbanker des Stadtstaats den Schritt.

24. JANUAR - PAKISTAN

Pakistans Zentralbank senkt den Leitzins auf 8,5 von bislang 9,5 Prozent. Sie begründete dies mit einem schwächeren Inflationsdruck im Zuge der weltweit sinkenden Ölpreise.

22. JANUAR - EZB

Die Europäische Zentralbank (EZB) kündigt eines der bislang größten Anleihe-Kaufprogramme aller Zeiten an. Insgesamt wollen die Währungshüter Staatsbonds sowie andere Wertpapiere im Volumen von 1,14 Billionen Euro erwerben. Mit den Käufen soll im März begonnen werden.

21. JANUAR - KANADA

Die Bank von Kanada senkt die Zinsen auf 0,75 Prozent. Damit beendete sie den längsten Zeitraum mit unveränderten Zinsen seit 1950 - seit September 2010 hatte der Schlüsselzins bei einem Prozent gelegen.

16. JANUAR - PERU

Perus Zentralbank senkt überraschend den Leitzins auf 3,25 von bislang 3,5 Prozent. Konjunkturdaten für das Land, die kurz vorher veröffentlicht wurden, waren sehr schwach ausgefallen.

15. JANUAR - ÄGYPTEN

Die Notenbank von Ägypten senkt überraschend die Leitzinsen um 0,5 Punkte. Die Sätze für Übernachteinlagen und Kredite werden auf 8,75 beziehungsweise 9,75 Prozent gekürzt.

15. JANUAR - SCHWEIZ

Die Schweizer Notenbank (SNB) vollzieht eine radikale Kehrtwende und schafft den Mindestkurs des Franken zum Euro ab. Die Währungshüter begründen ihre überraschende Entscheidung mit dem immer stärker werdenden Dollar und dem anhaltend fallenden Euro. Gleichzeitig wird der Strafzins auf Einlagen von Banken bei der Notenbank auf 0,75 Prozent von 0,25 Prozent angehoben.

1. JANUAR - USBEKISTAN

Die Zentralbank von Usbekistan setzt ihren Refinanzierungssatz auf neun Prozent von bislang zehn Prozent. (Reuters, red, 5.3.2015)