Wien - Bei der Einführung der Elektronischen Gesundheitsakte (Elga) gibt es eine weitere Verzögerung. Die verpflichtende Teilnahme der niedergelassenen Ärzte wird um ein Jahr auf Mitte 2017 verschoben. Elga-Geschäftsführerin Susanne Herbek begründete das am Donnerstag mit der hohen Komplexität des Systems und umfangreichen Sicherheitstests.

Wie geplant soll es für niedergelassene Ärzte ab Mitte 2016 möglich sein, auf freiwilliger Basis über das Elga-System Befunde zu lesen und die E-Medikation einzutragen. Eine flächendeckende Verpflichtung zur Teilnahme soll es für sie aber erst ein Jahr später geben, erläuterte Herbek. Im Vorjahr hatte man bereits die Elga-Einführung in den Spitälern um rund ein Jahr verschoben. Das werde nun auch für die niedergelassenen Ärzte nachvollzogen.

Sicherheitstests notwendig

Die Elga-Geschäftsführerin begründet das damit, dass es im niedergelassenen Bereich rund 150 Software-Anbieter gebe. Das Ausrollen des Systems sei nicht von einem Tag auf den anderen möglich, die Verknüpfung gehe nur Schritt für Schritt. Vor allem an den Schnittstellen seien umfangreiche Sicherheitstest nötig, diese theoretischen Angriffspunkte müssten technisch abgeschottet werden. Deshalb habe man "die starke Parallelisierung" entfernt.

Clemens Martin-Auer, Sektionschef im Gesundheitsministerium, hatte bereits am Mittwochabend in der "ZiB 1" erklärt: "Wir machen weniger parallel, daher verzögert sich alles etwas nach hinten." Auer betonte, "dass der Sicherheitsaspekt und der Funktionalitätseffekt irrsinnig wichtig" seien bei einem solch riesigen IT-Projekt gerade mit Gesundheitsdaten. Auch Herbek unterstrich, dass Datenschutz und Datensicherheit sowie Benutzerfreundlichkeit oberste Priorität haben. Der Zeitfaktor sei zwar auch wichtig, stehe aber dahinter.

Erste Spitäler starten im Dezember

Wie geplant werden nun im Dezember die ersten Spitäler in Wien und der Steiermark mit Elga starten. Danach folgen schrittweise die anderen Krankenhäuser, bis Mitte 2016 sollen alle öffentlichen Spitäler mit dem System arbeiten. Ab dann können dann auch die Patienten ihre Befunde aus den Spitälern einsehen. Für die E-Medikation unter Teilnahme der Apotheken soll im zweiten Quartal 2016 ein erstes Projekt in Deutschlandsberg in der Steiermark beginnen. Ab 2017 sollen dann, neben der Verpflichtung für die niedergelassenen Ärzte, auch die Privatspitäler folgen und ab 2022 die Zahnärzte.

Seit Anfang 2014 ist das Elga-Portal online, in dem die Patienten ihre Abmeldung vom gesamten System oder einzelnen Daten vornehmen können. Bisher haben sich rund 207.000 abgemeldet. Etwa drei Viertel davon haben das in den ersten vier Monaten getan, seither habe sich der Trend stark abgeflacht. (APA, 5.3.2015)