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Prozess um den Sturm auf das Ernst-Kirchweger-Haus.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien - Für einen Spanier muss Wien verwirrend sein. "Die Häuser sehen alle gleich aus", merkt ein spanischer Fußballfan an, der im Prozess um den Sturm auf das Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) per Videokonferenz als Zeuge auftrat.

Philipp Winkler, Verteidiger von sieben Mitgliedern des mittlerweile von Austria Wien ausgeschlossenen Fanklubs "Unsterblich Wien", hat den Spanier nominiert. Der mit einem ambivalenten Gedächtnis ausgestattet ist.

Er sei mit einem Freund auf dem Weg zum Match gewesen. Plötzlich seien 30 bis 50 Leute mit Holzlatten auf der Straße gestanden. Die seien aus einem Haus gekommen. Aus welchem, will Richter Michael Tolstiuk wissen. Die Antwort: siehe oben.

Freundliche Gespräche

Unmittelbar nach dem Vorfall Ende Oktober 2013 hatte er bei der Polizei noch anderes ausgesagt. "Die Freunde meines Freundes haben mit anderen in einem Haus gesprochen. Die Gespräche wurden durch Tür und Fenster geführt", hatte er damals geschildert. "Das habe ich gesagt?", streitet der Spanier das heute ab.

Deutlich besser ist seine Erinnerung, als es um die beiden linken Aktivisten geht, die angeklagt sind, einen der Fans verprügelt zu haben. Einen davon erkennt er nämlich einwandfrei wieder. Obwohl er das unmittelbar nach dem Vorfall bei der Polizei nicht konnte, wie ihm Harald Karl, der Verteidiger der beiden, vorwirft.

Die medizinische Sachverständige Elisabeth Friedrich kann dem Gericht nur bedingt weiterhelfen. Ob die Handverletzung des angeblich verprügelten Fans von einer Abwehrbewegung stammt oder, wie angeklagt, von seinen Schlägen auf einen Gewerkschafter, kann sie nicht sagen. Der Mann hat zu viele Tätowierungen.

Er fordert dennoch rund 1400 Euro Schmerzensgeld. Der geschlagene Gewerkschafter will deutlich mehr: 15.000 Euro. Nicht nur wegen der körperlichen Schmerzen, sondern vor allem wegen der seelischen: Er ist seit damals im Krankenstand.

Vertagt auf April. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 6. 3. 2015)