Bild nicht mehr verfügbar.

Der Schatten einer Suchmaschine über dem südlichen Indischen Ozean. Bereits seit einem Jahr ist das Wrack von Flug MH370 verschollen. Zumindest bis Mai wird die Suche noch weitergehen.

Foto: REUTERS/Rob Griffith/Pool/Files

Ein unscheinbarer Betonblock mit Glasscheiben, davor ein Obdachloser im Alkoholrausch. Weniger spektakulär könnte die Schaltzentrale des größten Sucheinsatzes in der Geschichte der Luftfahrt nicht sein.

In einem Büro, hermetisch abgeschirmt vom Rest der Welt, koordiniert das kleine Team von Experten des Joint Agency Coordination Centre (JACC) eine internationale Gruppe von Spezialisten, Wissenschaftern, Matrosen und Sicherheitskräften. Deren Einsatzort ist Tausende von Kilometern entfernt, mitten im südlichen Indischen Ozean, sechs Tage Schiffsreise vor der australischen Westküste.

Dort suchen vier Schiffe mit hochmodernem Gerät nach Überresten der Boeing 777, die am 8. März vor einem Jahr auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking spurlos verschwunden ist, und mit ihr 239 Insassen. Die Schiffe "fotografieren" mit Sonar den bis zu 6000 Meter tiefer liegenden Meeresboden, sagt Einsatzleiterin Judith Zielke. Die Beamtin ist überzeugt: "Wir sind zuversichtlich, dass wir im richtigen Gebiet sind."

Ungefährer Ort

"Handshakes" waren die Wegweiser dorthin, zu einem der isoliertesten Orte auf dem Planeten. Signale, die das Flugzeug an Satelliten geschickt hatte. Daraus errechneten die Experten einen Bogen, der sich rund um den Globus spannt. Die Treibstoffmenge im Flugzeug erlaubte ihnen, den ungefähren Ort zu identifizieren, an dem die Maschine ins Wasser gestürzt sein könnte. "Ungefähr" ist eher untertrieben: Die gesamte Zone ist eine Million Quadratkilometer groß - die Fläche von Frankreich und Deutschland zusammen.

Der Fokus der Experten liegt aber auf einem Kerngebiet von 60.000 Quadratkilometern. "Davon haben wir 24.000 abgesucht", sagt Zielke. Bis Mai hofft sie das erste Feld abhaken zu können "und das Flugzeug hoffentlich bis dann zu finden".

Und falls nicht? Dann würden die an der Suche beteiligten Länder - China, Malaysia und Australien - das weitere Vorgehen besprechen. Denn die Kosten steigen: 64 Millionen Euro hat allein Australien beigesteuert, und ewig wird der Steuerzahler nicht Geduld haben, klagen in den Medien schon heute Kritiker. Doch davon will Zielke nichts hören: "Wir schulden es den Familien der Menschen an Bord, ihre Fragen zu beantworten."

Kontakt jede Viertelstunde

Es sind nicht zuletzt die Kosten für die Suche, die Regierungen und Fluglinien dazu gebracht haben, in den vergangenen Monaten Mittel und Wege zu finden, um die geografische Position von Maschinen besser und genauer bestimmen zu können. Indonesien, Australien und Malaysia planen ein Kontrollsystem, mit dem Flugzeuge nicht mehr nur alle 30 bis 40 Minuten geortet werden können, sondern jede Viertelstunde.

Bei einem Test würde eine Technologie eingesetzt, die sich auf Satellitendaten berufe, so Admiral Angus Houston, Chef der australischen Luftfahrtbehörde. Dies sei allerdings nur eine Zwischenlösung, meint der australische Vize-Premierminister Warren Truss, bis noch bessere Technologien entwickelt seien. Der Kontakt zum Flug MH370 war abgebrochen, nachdem während des Fluges Übermittlungsgeräte offenbar bewusst abgeschaltet worden waren. Danach soll die Maschine noch sieben Stunden lang weitergeflogen sein. (Urs Wälterlin aus Canberra, DER STANDARD, 6.3.2015)