Die britischen Staatsschulden sind trotz harten Sparens noch immer zu hoch, das Gesundheitssystem ächzt unter der Belastung einer zunehmenden Bevölkerung, viele junge Leute finden keine Wohnung. Themen gäbe es genug für den politischen Schlagabtausch vor der Unterhauswahl am 7. Mai. Stattdessen widmen sich Parteien und Medien mit Hingabe einem Nebenschauplatz: Soll es TV-Debatten geben? Und in welcher Konstellation?

Premier David Cameron hat die Frage nach langem Hin und Her beantwortet. Der Konservative verweigert das Duell mit Labour-Oppositionsführer Edward Miliband und steht nur für ein Format zur Verfügung: das Stelldichein mit sieben, womöglich sogar acht der im Unterhaus vertretenen Parteien. Damit wäre sichergestellt, dass Camerons Peiniger von rechts, der Nationalpopulist Nigel Farage, kaum zu Wort käme. Miliband müsste sich der grünen und nationalistischen Konkurrenz von links widmen - statt den Regierungschef anzugreifen.

Cameron steht als Heuchler da, hatte er doch 2010 den damaligen Premier Gordon Brown mit hehren Argumenten ins Scheinwerferlicht gedrängt. Zuvor hatten stets jene Politiker, die sich auf der Siegerstraße wähnten, abgewinkt, auch der einstige Labour-Premier Tony Blair. Dessen langjähriger Spindoktor Alastair Campbell beschimpft nun Cameron als Feigling und Demokratieverächter. Heuchelei bietet der Wahlkampf reichlich, Substanz bisher kaum. (Sebastian Borger, DER STANDARD, 6.3.2015)