Wien - Wolfgang Leitner will nicht drohen. Dass seine Konzernzentrale in Graz jedoch auch nach 160 Jahren "nicht dort angenagelt" sei, macht der Andritz-Chef dennoch klar. Zumal nur 14 Prozent der gut 25.000 Mitarbeiter weltweit in Österreich beschäftigt seien. "Es gibt Belastungsgrenzen." Der Großaktionär des Anlagenbauers sieht aktuell hierzulande keine Steuerreform, sondern Debatten über eine Steuererhöhung und Verschlechterung der Privatstiftungen.

Andere Länder würden Stifter umwerben. Aber wolle man in Österreich nicht mehr, dass Unternehmen vererbt werden, würden diese künftig eben verkauft, sagt Leitner. Und zwar an Investoren im Ausland, denn dort sei das Kapital. Was das für die Jobs bedeute, wisse jeder selbst am besten.

Vorsichtig optimistisch

Andritz liefert Anlagen für Wasserkraftwerke und die Industrie rund um Zellstoff, Papier, Metall und Stahl in alle Welt. Leitner gibt sich für 2015 vorsichtig optimistisch. Bis auf China seien die Aussichten in Asien und den USA gut. Unsicherheiten gebe es in Europa und Brasilien. Vom Ukraine-Konflikt sieht Leitner Andritz nur am Rande betroffen. Probleme gebe es etwa bei Lieferungen an den russischen Kohlebergbau. Russland werde sich aufgrund der Sanktionen künftig jedoch noch stärker an China orientieren. "Und das wird Europas Industrie treffen."

Andritz erzielte 2014 einen Rekord bei Auftragseingang und -bestand, das Ebitda stieg im Vergleich zum flauen Vorjahr um 85 Prozent auf 472 Millionen Euro. Die Bruttoliquidität wuchs auf 1,7 Milliarden. Der Konzern schlägt eine Dividende von einem Euro je Aktie vor, 2012 hatte sie 1,2 Euro betragen. Auf technisches Neuland begibt sich Leitner mit Lieferungen an das erste kommerzielle Gezeitenströmungskraftwerk in Schottland. (vk)

Anlagenbauer Andritz sieht sich mit 1,7 Milliarden Euro Cash für Zukäufe gewappnet. Gekauft werde nur, wenn es Rentabilität bringt. (vk, DER STANDARD, 6.3.2015)