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Im Vorjahr fixierte Kira Grünberg (21) den ÖLV-Freiluftrekord (4,45 m), jetzt geht sie auf den Hallenrekord los. Ihr Traum gilt Olympia 2020.

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Grünberg ist Österreichs Leichtathletin des Jahrs 2014.

Foto: ÖLV/Bernhard Mayr

Wien - Schwarze Löcher gibt es nicht nur in der Astronomie und in Science-Fiction-Romanen, sondern auch in der Leichtathletik. Genauer gesagt im Stabhochsprung. "Wenn ich drei Schritte vor dem Absprung meinen Körper nicht mehr beeinflussen kann, dann ist das ein schwarzes Loch. Ich bin nur mehr Beifahrerin", sagt Kira Grünberg, Österreichs beste Stabhochspringerin. Grünberg meint damit natürlich Versuche, die weniger hoch hinausgehen. Aber die 21-Jährige ist zuletzt selten schlecht gesprungen.

Grünberg stellte im Vorjahr bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Zürich mit 4,45 Metern einen österreichischen Rekord auf, der sie ins Finale brachte. Nach einem weiteren starken Auftritt beim Gugl Indoor Meeting in Linz Anfang Februar ist der Hallenrekord (4,44 Meter), aufgestellt von Doris Auer im Jahr 2001, in greifbarer Nähe. Nicht nur, aber auch deswegen wurde Grünberg zur österreichischen Leichtathletin des Jahres 2014 gewählt. Als größte Hoffnungsträgerin des Leichtathletik-Verbandes (ÖLV) fuhr sie zur Hallen-EM in Prag, die am Freitag anhebt. Die Ziele sind klar definiert: "Den Hallenrekord brechen, ins Finale kommen, sich der Weltspitze nähern."

Bescheidenes ÖLV-Ziel

Österreichs Verband (ÖLV) hat fünf Männer und zwei Frauen nach Prag geschickt - Grünberg und Jennifer Wenth (3000 m) sowie Markus Fuchs (60 m), Andreas Rapatz (800 m), Brenton Rowe (3000 m), Andreas Vojta (3000 m) und Lukas Weißhaidinger (Kugelstoß). ÖLV-Ziel ist eine Top-Ten-Platzierung. Das klingt bescheiden, allerdings war bei der Hallen-EM 2013 in Göteborg ein elfter Platz von Dominik Distelberger im Siebenkampf das Nonplusultra. Distelberger lässt nach einer Achillessehnenentzündung die Hallensaison aus. Auch die erkrankte Hürdensprinterin Beate Schrott muss passen.

Beim ÖLV dachte man zuletzt laut über eine Bewerbung für eine Hallen-EM nach, die letzte fand vor zwölf Jahren in Wien statt. Das Dusika-Stadion mit seinen 5000 Zuschauerplätzen könnte wieder als Austragungsort dienen, die große Hürde ist das Budget. Laut ÖLV-Präsident Ralph Vallon bräuchte es 13 Millionen Euro. Vallon denkt auch über eine Kooperation mit Verbänden aus Nachbarländern wie Ungarn oder der Slowakei nach, nicht nur was Events, sondern auch was Trainingsmöglichkeiten betrifft. "In Wien hat sich die Situation mit den Trainingszeiten für die Athleten verbessert", sagt er.

Die nächste brauchbare Anlage ist die Tips Arena auf der Linzer Gugl, dort wird es schon schwieriger. Vallon: "Von Oktober bis März hatten wir nur 53 Trainingstage, die Halle ist ständig mit Musikkonzerten und Extremsportevents belegt. Unser Nachwuchs muss teilweise ins Ausland ausweichen."

Kira Grünberg kann grundsätzlich immer springen, wenn sie will. Zumindest auf der Sportuniversität in Innsbruck. Zusätzlich wird eine alte Fabrikshalle angemietet. Wenn es regnet, ist Stabhochspringen im Freien zu gefährlich. Vor allem "wenn die Hände vom Stab abrutschen". Grünberg ist erst einmal neben der Matte gelandet, ein Bänderriss war die Folge. Trainiert wird die Tirolerin von ihrem Vater Frithjof, der selbst Stabhochspringer war. "Die Kommunikation ist direkt. Wenn ich mich bei einer Übung unwohl fühle, sage ich das auch. Und er kennt mich besser als jeder andere Mensch."

Mit 1,70 Meter ist sie weder groß noch klein. Ein Gardemaß in einer Disziplin, die so große Anforderungen an den Körper stellt, gibt es nicht. Größere Athleten können den Stab aus Karbon oder Glasfieber zwar höher greifen, laufen aber langsamer an. "Das gleicht sich aus. Es ist aber unmöglich, mit einem sechs Meter langen Stab zu springen."

Grünbergs Training ist vielseitig, neben Technik- und Krafttraining wird auch geturnt. Unter anderen mit Fabian Hambüchen. Der deutsche Olympia-Zweite am Reck entwarf einen sprungspezifischen Trainingsplan. "Er hat mir drei A4-Zettel mit Übungen aufgeschrieben. Im Rumpf bin ich noch sehr weich beim Absprung, darauf fokussiere ich besonders." Für das Finale bei der EM in Prag werden 4,45 Meter noch zu wenig sein, für ein echtes Profileben fehlen Sponsoren. Kommt Rio 2016 zu früh? Grünberg: "Dabei sein möchte ich auf jeden Fall. Und 2020 will ich dann auf dem Stockerl stehen." (Florian Vetter, DER STANDARD, 6.3.2015)