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Matthias Lanzinger lässt den Skirennsport hinter sich. Im Behindertensport konnte er seine Ziele erreichen. Die Zeit nach seinem schweren Unfall sei "wunderschön" gewesen.

Foto: APA/EPA/Donev

Panorama – Sein erstes Karriereende kam abrupt und ungeplant. Jetzt lässt Matthias Lanzinger endgültig das wettkampfmäßige Skifahren sein. Für den Salzburger ist es der richtige Moment. Die Weltmeisterschaft der Seh- und Körperbehinderten in Panorama (Kanada) fährt er noch zu Ende. Dann ist Schluss. Zwei Medaillen, jeweils Silber in Super-G und Abfahrt, gewann er schon. Die Kombination (Samstag) und den Riesentorlauf (Sonntag) hat er noch vor sich. "Mit den Resultaten bin ich zufrieden", sagte der 34-Jährige zu Ö3, "mit der Leistung bin ich nicht ganz zufrieden. Ich wollte mich noch weiter steigern. Ein bisserl was wäre noch drinnen."

Die Paralympischen Spiele im Vorjahr in Sotschi waren Lanzingers großes Ziel. Darauf hatte er hingearbeitet, als er die Entscheidung getroffen hatte, seine zweite Skikarriere zu starten. Die Mission startete er im November 2011 in Landgraaf (Niederlande) mit seinem ersten wettkampfmäßigen Einsatz als Behindertensportler. Lanzinger wurde zweimal Dritter. Bei den Paralympics, mehr als zwei Jahre später, gewann er zweimal Silber. Vor zwei Jahren holte er bei der WM in La Molina (Spanien) Gold in der Superkombination, Silber im Super-G und Bronze in der Abfahrt. Im Welt- und Europacup gewann er insgesamt 14-mal.

"Es war mein großes Ziel, bei WM und Olympia um Medaillen zu fahren", sagte Lanzinger. In seiner ersten Karriere, als nicht behinderter Sportler, schaffte er das nicht. Im Jahr 2000 wurde er Juniorenweltmeister in der Kombination. Bei den "Erwachsenen" schaffte er es nie zu großen Titelkämpfen. Ein dritter Platz im Weltcup, im Dezember 2005 im Super-G von Beaver Creek war sein mit Abstand bestes Ergebnis. Lanzinger wechselte zwischen Europa- und Weltcup. Bis zum 2. März 2008. Beim Weltcup-Super-G in Kvitfjell stürzte er schwer. So schwer, dass ihm zwei Tage später der linke Unterschenkel amputiert werden musste.

Die Erstversorgung nach dem Unfall war nicht reibungslos verlaufen. Der Abtransport ins Krankenhaus dauerte mehrere Stunden. Lanzinger blickt nicht im Groll zurück, sagt heute: "Was in diesen sieben Jahren passiert ist, das ist wunderschön." Er fand Stück für Stück zurück in den Alltag. Er heiratete, begann zu studieren, arbeitete für den ORF, für die Kronen Zeitung, im Marketing der Skifirma Salomon. Auch seinem Hobby, dem Motorradfahren, konnte er wieder nachgehen.

Lebensfreude

"Ich habe eine irrsinnige Lebensfreude, eine tolle, gesunde, muntere Familie zu Hause", sagt Lanzinger. Beruflich sei er super aufgestellt. "Ich möchte mit niemandem auf der Welt tauschen. Es sind die positiven Dinge, die überwiegen, wenn ich an diese Geschehnisse zurückdenke." Seine ganze Jugend, sein ganzes Leben hat der Abtenauer dem Skisport verschrieben. Den olympischen Traum konnte er nicht verwirklichen, dafür den paralympischen. "Sotschi vergangenes Jahr war mein großes Ziel, das war dann irgendwie so schnell vorbei, da habe ich noch keinen Abschluss gefunden." Jetzt fand er ihn, nicht ohne mit zwei lachenden Augen auf seine Karriere zurückzublicken. "Für mich war der Genussfaktor sehr, sehr hoch. Ich hatte wieder eine irrsinnige Freude und Leidenschaft am Skifahren." Künftig wird er sie nur noch hobbymäßig haben. (APA, rie, DER STANDARD, 7.3.2015)