Die vergangene Woche war von den Vorstellungen auf der Game Developers Conference geprägt. Doch fast still und heimlich sind im Fahrwasser der großen News drei exzellente kleine Videospiele erschienen, die zur Abwechslung am besten gemeinsam vor dem Fernseher genossen werden. Freunde trickreicher Herausforderungen, gruseliger Geschichten und chaotischer Multiplayer-Action dürfen sich auf mehrere fantastische Wochenende gefasst machen..

"OlliOlli2: Welcome to Olliwood" (PS4, PS Vita, 9,99 Euro, kostenlos für PS Plus-Mitglieder)

Zu lange ist es her, dass Altmeister Tony Hawk Couchpotatoes für eine Runde Skateboard-Einlagen vor die Schirme locken konnte. Diese Lücke haben die Entwickler des Studios Roll7 gefüllt und bereits vergangenes Jahr mit "OlliOlli" ein erstklassiges Genrewerk hervorgebracht. Der zweite Teil setzt auf dem reduzierten Grafikstil und der perfektionierten Board-Kontrolle auf und lädt nun bis zu vier Spieler gleichzeitig ein, gemeinsam ihre Trickkünste auf die Probe zu stellen.

Das Schöne daran: Auch das virtuelle Skateboard-Fahren ist hart, doch im Gegensatz zur realen Welt macht hier selbst das Stürzen Spaß. Die Steuerung simuliert auf simple, flott erlernbare, aber schwer zu meisternde Weise Sprünge, Tricks und Grinds und verleitet innerhalb kürzester Zeit dazu, waghalsige Kombos anzugehen. So schnell man versagt, so rasch ist man auch wieder auf den Beinen, um die kurzen und knackigen Rides erneut zu versuchen. Hinfallen, wieder aufstehen und niemals aufhören, nach dem Highscore zu greifen. Absolutes Suchtpotenzial für Punkte-Jäger und schadenfreudig schön zum Zusehen.

Roll7

"White Night" (Windows, Mac, Linux, PS4, XBO, 14,99 Euro)

Boston im Jahr 1930: Ein Detektiv fährt in der Nacht eine Frau an. Schwer angeschlagen findet er aus der Bewusstlosigkeit erwachend weder eine Leiche noch Unfallspuren. Anstelle dessen stößt er in der Dunkelheit auf eine verlassene Villa und menschliche Abgründe. Osome Studios Grusel-Adventure "White Night" wird, fast zur Gänze in schwarz-weiß gehalten, auf ungewöhnlich mitreißende Art erzählt.

In einer Welt aus Licht und Schatten gefangen, macht man sich in dem spukenden Haus auf die Suche nach der unbekannten Erscheinung und versucht die Hintergründe der verstörenden Ereignisse aufzudecken. So gräbt man jeden Winkel der schaurigen Räume nach Hinweisen ab, taucht immer tiefer in die Misere ein und versucht mit Streichhölzern bewaffnet nicht von der Finsternis erfasst zu werden. Eine Geschichte, die mit so viel Liebe für Feinheiten konstruiert wurde, dass sich selbst ungeduldige Spieler für die zahlreich versteckten Botschaften und niedergeschriebenen Schreckensberichte Zeit nehmen sollten. Unheimlich atmosphärisch, toll vertont und ideal, um sich schaudernd näher zu kommen. Selbst, wenn hier nur einer den Controller in der Hand halten darf.

GameNewsOfficial

"Helldivers" (PS4, PS3, PS Vita, 20,99 Euro)

So groß die Angst vor dem Bösen aus dem All ist, so ehrlich war Paul Verhoevens Satire "Starship Troopers": Wenn die Menschheit das Universum erobert, müssen sich vor allem die Aliens fürchten. Das Studio Arrowhead bedient sich auf würdige und gekonnte Weise dieser Dystopie und setzt sie als irrwitzigen Top-Down-Shooter um. Vor allem gemeinsam mit bis zu vier Spielern vor einem Fernseher wird der intergalaktische Feldzug der unerschütterlich imperialistischen "Super Earth" zur unverschämt unterhaltenden Co-op-Ballerei.

Das ist nicht nur der abstrus spektakulären Aufmachun, sondern insbesondere dem fordernden Spielaufbau zu verdanken. Wie in vielen Twin-Stick-Shootern einfach herumzuballern führt nur selten ans Ziel. Anstelle dessen ist man gefordert, sich abzusprechen, mit der Munition hauszuhalten, Nachschub zu sichern und höllisch aufzupassen. Denn die mächtigen Waffen können nicht nur Gegner sondern auch Verbündete ins Jenseits schicken. Besonders gefinkelt: Dem Kugelhagel und Insektenterror ausgesetzt, gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren und zur Aktivierung von Drohnen, Geschützen oder Unterstützung kurze Codes einzugeben. Die "Demokratisierung" der Galaxie bleibt dabei bis ins letzte Detail makaber: In Nachrichten liest man von Anschlägen "verbohrten sozialistischer Terrorristen", die dem Abschlachten Einhalt gebieten wollen und ein rasend schnell ratternder Zähler dokumentiert jeden Einzelnen der kollektiv ausgelöschten Außerirdischen. Was soll's, zusammen ist auch böse sein am schönsten. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 7.3.2015)

Dem Autor auf Twitter folgen: @ZsoltWilhelm

Zum Thema

Local Multiplayer: Acht Hits für den gemeinsamen Spielspaß

charlotte Kelly