Wien - Der Artikel "'Heute'-Leser jagen 'Bubi'-Quäler" sowie die dazugehörige Slide-Show mit Facebook-Postings von "Heute"-Usern, erschienen am 22. November 2014 auf heute.at, verstoßen laut Presserat gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse.

In dem Artikel samt Slide-Show wird über die brutale Misshandlung eines Hundes in der Wiener U-Bahn berichtet sowie darüber, dass sich unter den Usern "Wut über die unfassbare Tat breitmacht", erklärt der Presserat in einer Aussendung. In manchen der in der Slide-Show angeführten Postings werden Meinungen vertreten wie dass der Täter "von oben bis unten aufgeschlitzt und auf die Gleise geworfen" gehöre, dass man ihm "dasselbe antun [...] und [ihn] danach gleich eingraben" oder dass man ihn "aufhängen" solle.

Wer sich ein Bild von der Hetze auf heute.at machen möchte, kann das hier tun.

Leserbeschwerde

Ein Leser wandte sich an den Presserat. Er kritisierte, dass derartige Auswüchse von verbaler Gewalt auf der Facebook-Seite der Tageszeitung "Heute" nicht nur toleriert wurden, sondern dass auf www.heute.at auch noch ein Artikel darüber veröffentlicht worden sei, ohne dass man sich in dem Artikel von den Aussagen distanziert habe.

Nach Ansicht des Presserats greifen derartige Postings in die Menschenwürde ein. Das Stehenlassen auf der Facebook-Seite sei aus medienethischer Sicht schon bedenklich, daraus aber auch noch einen Artikel zu machen, sei ein "schwerwiegender Verstoß gegen den Ehrenkodex", heißt es.

Der Senat des Presserates fordert heute.at auf, die vorliegende Entscheidung freiwillig zu veröffentlichen. "Heute" ist nicht Mitglied des Presserats. (red, derStandard.at, 6.3.2015)