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Gold ist wieder gefragt: Vor allem Indien kommt auf den Markt zurück. Auch Privatanleger greifen wieder zum Gold.

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"Wir glauben an das Wachstum in den USA und an ein stabiles Wachstum in China."

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STANDARD: Was bringt das heurige Jahr für Rohstoffanleger?

Wenger: Man kann nicht alle Rohstoffe über einen Kamm scheren. Je nach Klasse wirken unterschiedliche Einflussfaktoren. Was derzeit aber über alle Rohstoffe hinweg gilt, ist, dass die meisten unter den Kosten der Produktion handeln, da gibt es eine Bodenbildung. Die Energierohstoffe haben heuer schon für Aufsehen gesorgt, und das wird so bleiben.

STANDARD: Ein kurzer Wordrap zu den wichtigsten Rohstoffen: Was steckt heuer hinter der Öl-Story?

Wenger: Wir erwarten, dass der Ölpreis im ersten Halbjahr volatil bleibt, sich aber stabilisiert. Das wird nicht über 100 US-Dollar gehen, aber einen Preis zwischen 80 und 90 Dollar halten wir im zweiten Halbjahr für möglich. Viele Marktteilnehmer sagen, der Ölpreis ist politisch getrieben. Am Ende des Tages ist es aber auch hier eine Frage von Angebot und Nachfrage. Das Überangebot in den USA und die Opec, die keine Produktionskürzungen vorgenommen hat, haben sich negativ auf den Ölpreis ausgewirkt. Man kann erwarten, dass das Angebot zurückgehen wird, weil in den USA einige Schieferölanlagen nicht mehr aktiv sind. Daher glauben wir, dass die Opec spätestens im Juni-Meeting die Produktion kürzen wird. Wegen des günstigen Ölpreises setzen auch viele Investoren auf der Suche nach Rendite auf Öl. Das spiegelt sich in den Zuflüssen wieder. Year-to-date haben wir in Energieprodukten mehr als 850 Mio. Dollar Zuflüsse gesehen.

STANDARD: Was treibt Gold an?

Wenger: Gold hat den Ruf als sicherer Hafen wieder gewonnen. Als der Goldpreis bis auf 1900 US-Dollar stieg, wurde viel investiert, um Kursgewinne zu erzielen. Diese bullische Fantasie ist vorbei. Aber wir sehen, dass Gold als Absicherung eingesetzt wird. Man wäre mit Gold auch gut durch die Krisen gekommen. Aufgrund des geopolitischen Umfelds sind Krisen aktuell möglich, daher ist Gold ein Asset, das Investoren haben sollten. Die Nachfrage steigt auch bei Privatanlegern wieder an - auch nach Barren und Münzen. Indien ist auf den Goldmarkt zurückgekommen. Zudem steigt die Nachfrage aus der Türkei, China und Südostasien - das stützt den Goldpreis. 1300 bis 1350 US-Dollar je Feinunze halten wir bis zum Jahresende für möglich.

STANDARD: Wie sieht es aus beim wichtigen Industriemetall Kupfer?

Wenger: Bei Kupfer sind wir optimistisch. Der Rohstoff korreliert stark mit dem Wachstum der Weltwirtschaft. Wir glauben an Wachstum in den USA und an ein stabiles Wachstum in China, deswegen glauben wir, dass Kupfer heuer auch gut performen wird.

STANDARD: Wie steht es um Silber?

Wenger: Silber gefällt uns, weil es quasi ein gehebeltes Produkt auf Gold ist. Investoren, die daran glauben, dass Gold steigen wird, schauen sich auch Silber an, weil Silber meist gegenüber Gold überproportional steigt. 50 Prozent der Silbernachfrage kommen aus der Industrie. Ist das Wachstum stabil, unterstützt das auch Silber.

STANDARD: Gibt es bei Ihnen nur Papiere auf einzelne Rohstoffe oder auch auf Baskets, um mit einem Papier diversifizieren zu können?

Wenger: Wir haben ein dreistufiges Modell. Einerseits haben wir Produkte auf Einzelrohstoffe. Wir haben auch Papiere, die einzelne Sektoren wie den Agrarbereich abdecken. Die dritte Stufe ist ein breiter Rohstoffindex, in dem mehrere Sektoren abgedeckt sind.

STANDARD: Seit 2003 gibt es bei ihrem Gold-ETF die physische Hinterlegung des Rohstoffes. Warum?

Wenger: Gerade bei Gold macht die physische Verfügbarkeit Sinn, weil Gold das ultimative Absicherungsprodukt ist. Das Gold-Produkt ist als Inhaberschuldverschreibung strukturiert und ist damit im Pleitefall kein Sondervermögen wie etwa bei Fonds und damit nicht geschützt. Das Kreditrisiko wird mit der physischen Verfügbarkeit des Rohstoffes ausgeschlossen. Das ist eine Sicherheit für die Investoren.

STANDARD: Gibt es bei anderen Produkten auch eine physische Hinterlegung des Rohstoffes?

Wenger: Ja, alle Edelmetalle wie Gold, Silber, Palladium und Platin hinterlegen wir auch physisch.

STANDARD: Die physische Hinterlegung mit Rohstoffen hat in der Vergangenheit auch zu Kritik geführt. Beispiel war Goldman Sachs, die so viel Aluminium hinterlegt haben und zum Preistreiber wurden. Wie stehen Sie dieser Kritik gegenüber?

Wenger: Dadurch, dass wir Industriemetalle synthetisch abbilden, haben wir keinen Einfluss auf das Warehousing der Metal Exchange. Da sehen wir also keine Gefahr.

STANDARD: Passive Produkte stehen zu aktiv gemanagten Fonds immer wieder in Konkurrenz. Passive Produkte sind schneller emittierbar, setzen aber nicht auf Outperformance. Wie beurteilen Sie dieses Match?

Wenger: Wir sehen das sehr neutral. Beide Produkte haben ihren Platz, und auch aktive Fonds verwenden unsere Produkte, wenn sie Rohstoffexposure wollen. (INTERVIEW: Bettina Pfluger, DER STANDARD, 6.3.2015)