Rechtzeitig zum 150-Jahr-Jubiläum hat das Wiener Naturhistorische Museum die Baumaterialien, die unter anderem auch für die Ringstraßen-Bauten verwendet wurden, in neues Licht gerückt.

Foto: NHM Wien, Kurt Kracher

Von den 35.000 Gesteinsproben wurden rund 360 Exponate ausgewählt.

Foto: NHM Wien, Kurt Kracher

Wien - Das Naturhistorische Museum (NHM) Wien besitzt eine der größten Sammlungen von Bau-, Dekor- und Ziergesteinen in Europa. Beispiele daraus wurden bisher recht konzeptlos aneinandergereiht präsentiert. Nun wurde die Schau neu konzipiert und Baumaterialien, die etwa für die Ringstraßen-Bauten verwendet wurden, in neues Licht gerückt - rechtzeitig zum 150-Jahr-Jubiläum des Prachtboulevards.

Die Sammlung wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Felix Karrer (1825-1903) begründet, der als Freiwilliger für das NHM gearbeitet hat. 35.000 Gesteinsproben, die beim Bau berühmter Gebäude und Monumente in Wien und im übrigen Österreich verwendet wurden, hat er zusammengetragen. Die Sammlung enthält auch Bau- und Dekorgesteine aus anderen Ländern Europas sowie Material bedeutender antiker Bauwerke und Monumente.

35.000 Objekte

Der Kurator der Gesteinssammlung, Ludovic Ferriere, hat aus den 35.000 Objekten der im Tiefspeicher des Museums schlummernden Sammlung rund 360 Proben von Gesteinen ausgewählt, die für die Außen- und Innengestaltung bekannter Bauten verwendet wurden. Im Saal 1 des NHM werden sie auf einer Länge von rund zehn Metern in den denkmalgeschützten, renovierten Vitrinen präsentiert.

Marmor, Sandstein, Granit, etc. in Rohform und poliert, reihen sich aneinander und offenbaren die ganze Pracht, Farben- und Mustervielfalt der verwendeten Baumaterialien. Gezeigt werden aber auch die Etiketten der Hersteller auf den Proben und akribisch beschriftete Archivkarten, die Auskunft über Herkunft und Verwendung geben.

Baumaterial aus den Kronländern

Im Mittelpunkt stehen das NHM selbst und die Prachtbauten entlang der Ringstraße, wie Parlament, Burgtheater und Rathaus, sowie Gebäude aus dem Wiener Stadtzentrum. Ein großer Teil der Natursteine, die bei Errichtung dieser Gebäude verwendet wurde, stammte aus den verschiedenen Kronländern der Monarchie. So wurden im Parlament etwa Marmor aus Salzburg, Italien und der Slowakei verwendet.

Gezeigt werden aber auch die Ingredienzen von Stuckmarmor, der etwa die Türstöcke im NHM verkleidet. "Zur damaligen Zeit war ein solcher Kunststein viel billiger als Marmor, weil die Arbeit billig war, heute ist das umgekehrt", sagte Ferriere gegenüber der APA. Beispiele von Gesteinen für berühmte Gebäude wie Schloss Versailles oder Westminster Cathedral sowie Fragmente ägyptischer Statuen aus Granit sowie Reste aus Lava-Bausteinen aus den Ruinen von Karthago runden die Präsentation ab.

Seit 2012 wird die Sammlung inklusive die mit den Objekten verbundenen kulturellen und historischen Informationen mit dem Ziel digitalisiert, sie vollständig online zugänglich zu machen. Dies könnte auch für Architekten und Restauratoren interessant sein. (APA, 14.3.2015)