Regensburg - Körperfett ist an sich etwas Gutes, denn junges und strahlendes Aussehen wird durch starkes Unterhautfettgewebe vermittelt. Zu viel Fett ist aber bekanntermaßen schädlich und die Ursache für zahlreiche chronische Erkrankungen.
Neben falscher Ernährung und geringer körperlicher Aktivität spielen auch genetische Faktoren für Adipositas eine Rolle. Forscher hoffen nun, über ein tieferes Verständnis dieser genetischen Faktoren, den Entstehungsmechanismen vieler Krankheiten auf die Spur zu kommen.
Das internationale GIANT-Konsortium (Genetic Investigation of Antropometric Measures Consortium) untersuchte alle bekannten Genvarianten auf einen Zusammenhang mit Adipositas-Parametern. Grundsätzlich haben sich dafür zwei Parameter etabliert: Neben dem nicht unumstrittenen Body-Mass-Index (BMI), der ein Maß für die Fettmasse darstellt, beschreibt der Taillen-Hüft-Umfang die Fettverteilung.
Überraschende Ergebnisse
Thomas Winkler und Iris Heid vom Lehrstuhl für Genetische Epidemiologie der Universität Regensburg gelang nun ein bedeutender Schritt, um die Mechanismen bei der Entstehung von Fettmasse und die Gründe für die Fettverteilung zu verstehen. Im Rahmen einer genomweiten Assoziationsstudie (GWAS) konnten die Forscher 97 Genorte für den BMI und 49 Genorte für das Taillen-Hüft-Verhältnis identifizieren.
Bei einer GWAS handelt es sich um eine statistische Untersuchung der genetischen Variation des menschlichen Genoms mit dem Ziel, eine Krankheit mit einer bestimmten Genvariante in Verbindung zu setzen. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der identifizierten Genorte wurde zuvor noch nie mit Adipositas in Verbindung gebracht, sondern nur über hypothesenfreie genomweite Suchen entdeckt.
Zudem ist die Zusammenschau der Gene interessant, die in diesen Genregionen anzutreffen sind: In den Genorten für den BMI finden sich vor allem Gene, die im zentralen Nervensystem und im Gehirn eine Rolle spielen; viele davon liegen direkt in der Appetitsignalkette.
In den Genorten für das Taillen-Hüft-Verhältnis befinden sich wiederum viele Gene, denen eine Rolle bei der Entwicklung der Fettzellen und bei der Insulinregulation zugesprochen wird. Bei Frauen ist darüber hinaus die Fettverteilungs-Genetik deutlicher ausgeprägt als bei Männern. (red, derStandard.at, 10.3.2015)