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Masern können nur durch eine konsequent hohe Durchimpfungsrate der Bevölkerung ausgerottet werden, sagt Werner Zenz von der Medizinischen Universität Graz.

Foto: APA/dpa/Arne Dedert

Kopenhagen/Wien - Mehr als 22.000 Menschen in sieben Ländern haben sich seit 2014 in Europa mit Masern angesteckt. Das bedrohe das Ziel, die Krankheit auf dem Kontinent bis Ende dieses Jahres auszurotten, heißt es aus dem Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Kopenhagen.

"Obwohl die Masernfälle zwischen 2013 und 2014 um 50 Prozent gesunken sind, gibt es immer noch große Ausbrüche", sagen Vertreter der Organisation. Aus Deutschland wurden 583 Fälle gemeldet. Mit knapp 7.500 registrierten Erkrankungen gab es die meisten Fälle seit Jänner 2014 in Kirgistan. Aus Bosnien und Herzegowina wurden 5.340 Fälle gemeldet, aus Russland und Georgien jeweils knapp 3.300. In Italien steckten sich seit Anfang vergangenen Jahres knapp 1.700 Menschen an. In Kasachstan wurden knapp 540 Erkrankungen erfasst.

Zu diesen Daten gibt es auch eine Stellungnahme der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde. "Impfen war, ist und bleibt alternativlos. Offensichtlich und leider ist es immer noch eine Notwendigkeit, auf die Wirkung und Wichtigkeit der Durchimpfungen öffentlich hinzuweisen", betont der Präsident der Fachgesellschaft, Wolfgang Sperl.

Mensch ist der einzige Wirt für Masernviren

Masern sind eine hochinfektiöse, virale Infektionskrankheit. Die Viren werden direkt oder durch Tröpfcheninfektion übertragen und führen nach einer Inkubationszeit von acht bis zwölf Tagen zu ersten Symptomen wie Fieber, Schnupfen und Bindehautentzündung und danach zum Auftreten eines Ausschlages, begleitet von einem Fieberanstieg.

Die Krankheit nimmt nicht immer einen leichten Verlauf. Die Gesellschaft der österreichischen Kinderärzte stellte vor kurzem fest: "Die Komplikationsrate beträgt in den Industrienationen 20 Prozent. Am häufigsten werden Durchfall, Mittelohrentzündung, Krampfanfälle und Lungenentzündung beobachtet." Eine seltene Spätfolge ist die tödlich verlaufende subakut sklerosierende Panenzephalitis (SSPE). In Industriestaaten stirbt etwa eines von tausend mit Masern infizierten Kindern an dieser Erkrankung.

"Da der Mensch der einzige Wirt für Masernviren ist, können die Masern nur durch eine konsequent hohe Durchimpfungsrate der Bevölkerung ausgerottet werden", meint Werner Zenz, Leiter der Forschungseinheit für Infektiologie und Vakzinologie an der Medizinischen Universität Graz. In Österreich sowie in vielen Ländern Europas (mit Ausnahme von Nordeuropa) sind die Durchimpfungsraten nicht ausreichend hoch, daher kann es immer wieder zu Ausbrüchen kommen.

Österreich: Etwa 10.000 Erkrankungen in 12 Jahren

In Folge von Masernepidemien starben zwischen 1997 und 2007 16 Kinder an der subakut sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE). Im Jahr 2008 kam es in Österreich durch Einschleppung von Masern aus der Schweiz aus einer Schule mit nicht geimpften Kindern zu einem Masernausbruch mit insgesamt 443 Fällen. Besonders betroffen war in Folge die Altersgruppe der 15- bis 30-Jährigen.

Innerhalb von zwölf Jahren gab es in Österreich rund 10.000 Erkrankungen. Deshalb startete das Gesundheitsministerium Anfang vergangenen Jahres eine Impfkampagne, um die Beteiligung im Rahmen des Gratis-Kinderimpfprogramms zu erhöhen. Ab Sommer 2011 wurde allen Österreichern bis zum Alter von 45 Jahren die MMR-Vakzine für Nachholimpfungen kostenlos angeboten. Vergangenes Frühjahr wurde die Altersgrenze von 45 Jahren aufgehoben.

Besonders kritisch zu beurteilen sind Masernerkrankungen, die das Personal im Gesundheitswesen - zum Beispiel niedergelassene oder im Krankenhaus arbeitende Ärzte, Angehörige der Pflegeberufe etc. - betreffen. Vergangenes Jahr wurde von derartigen Ansteckungsfälle aus Wien und Niederösterreich berichtet. (APA, derStandard.at, 10.3.2015)