Köln - Seit Mitte November befindet sich das Minilabor "Philae" nach einer missglückten Landung auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko im Tiefschlaf. Nun soll erstmals ein Kontaktversuch unternommen werden: Die Raumsonde "Rosetta" schickt dem Lander am Donnerstag um 5 Uhr früh (MEZ) eine Art Lockruf, teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt am Dienstag mit.

"Sobald Philae aufwacht, beginnt er zu horchen", sagte eine Sprecherin. Wenn seine Energie reiche, dann werde er sich auch melden und sagen "Hallo hier bin ich". "Philae" war im November nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" im Schatten gelandet und hatte noch einige Daten sende können, ehe er wegen Strommangels gleichsam in den Winterschlaf gefallen ist.

"Einen Versuch ist es wert"

"Philae erhält zurzeit ungefähr doppelt so viel Sonnenenergie wie im November vergangenen Jahres", sagt Lander-Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR. Immerhin ist der Komet nur noch 300 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. "Wahrscheinlich wird es trotzdem noch zu kalt für den Lander sein, um aufzuwachen – aber ein Versuch ist es wert. Die Chancen steigen mit jedem Tag."

Gleich mehrere Bedingungen müssen passen, damit Philae wieder in Betrieb geht. Zunächst muss es im Inneren des Landers wärmer als minus 45 Grad Celsius werden, bevor "Philae" aus seinem Winterschlaf erwachen kann. An seinem neuen Landeplatz Abydos erreicht ihn nur wenig Sonne, und so waren die Temperaturen bisher deutlich niedriger als notwendig.

Zudem muss Philae über seine Solarpaneele mindestens mit 5,5 Watt versorgt werden, damit er aufwacht. Untätig bleibt er dennoch nicht in seinem Winterschlaf: "'Philae' ist so konstruiert, dass er seit November 2014 jedes bisschen Sonnenenergie dafür nutzt, sich aufzuheizen", erläutert Koen Geurts vom DLR-Kontrollzentrum. Sobald er "merkt", dass er mehr als 5,5 Watt Energie erhält und seine eigene Temperatur über minus 45 Grad Celsius liegt, schaltet Philae sich ein, heizt sich weiterhin auf und versucht zusätzlich, seine Batterie zu laden.

Alle 30 Minuten auf Empfang

Einmal aufgewacht, schaltet "Philae" alle 30 Minuten seinen Empfänger ein und lauscht, ob er Rosettas Signale hört. Auch dies kann er bei einem noch sehr niedrigen Energiestand durchführen. "Zu diesem Zeitpunkt wissen wir aber noch nicht, dass er wach ist", sagt DLR-Ingenieur Koen Geurts. "Um uns eine Antwort zu schicken, muss 'Philae' nämlich auch seinen Sender einschalten – und dafür benötigt er zusätzliche Energie." Es könnte also sein, dass der Lander zwar in 500 Millionen Kilometern Entfernung bereits aus seinem Winterschlaf aufgewacht ist, seine Kraft aber noch nicht ausreicht, um sein Team auf der Erde darüber zu informieren.

Insgesamt 19 Watt benötigt "Philae", damit er in Betrieb gehen und die Kommunikation aufnehmen kann. Zunächst einmal bis zum 20. März wird Orbiter "Rosetta" den Lander anfunken und auf eine Reaktion horchen. Am wahrscheinlichsten ist der Kontakt bei elf Vorbeiflügen, bei denen der Orbiter in einer besonders günstigen Konstellation zum Lander während eines Kometentages seine Bahn zieht – denn nur dann steht "Philae" im Sonnenlicht und wird über seine Solarpaneele mit Energie versorgt. Versucht wird die Kommunikation trotzdem kontinuierlich, weil "Philaes" Umgebung sich seit der Landung im November 2014 geändert haben könnte.

Bisher konnte Philae und seine genaue Lage noch nicht auf Bildern der OSIRIS-Kamera identifiziert werden, und so arbeitet das Operations-Team im DLR derzeit mit den Informationen, die ihnen die Aufnahmen der CIVA- und der ROLIS-Kamera sowie die Erfahrungswerte zur Solarenergie im November bieten. (red, derStandard.at, 10.3.2015)