Frank Berger: "Julius Payer. Die unerforschte Welt der Berge und des Eises. Bergpionier - Polarfahrer - Historienmaler", Tyrolia Verlag, 268 Seiten, 24,95 Euro

Foto: Tyrolia

Wien - Julius von Payer (1842-1915) ist heute vor allem als Leiter der k.u.k. Polarexpedition bekannt, die schließlich zur Entdeckung des Franz-Josef-Landes führte. Der österreichisch-ungarische Offizier war allerdings auch namhafter Alpinist, schrieb und betätigte sich als Historienmaler. In seiner neuen Biografie hat es sich Historiker Frank Berger zur Aufgabe gemacht, den "ganzen" Payer zu zeigen.

In seinem nun im Tyrolia-Verlag erschienenen Werk "Julius Payer. Die unerforschte Welt der Berge und des Eises. Bergpionier - Polarfahrer - Historienmaler", liegt der Fokus daher auch auf der zweiten Lebenshälfte des Forschers, dessen 100. Todestag sich am 30. August jährt. Die Bekanntheit des in Schönau im damaligen Böhmen geborenen Payer führt Berger, der auch als Kurator am Historischen Museum Frankfurt arbeitet, dennoch hauptsächlich auf seine Beteiligung an der arktischen Expedition zurück.

Verblassender Ruhm und Wiederentdeckung

"Noch heute ist Payer ein geradezu mythischer Held Österreichs", so Berger. Und dafür habe er auch selbst gesorgt - in seinem Buch aus dem Jahr 1876 beschreibt Payer seine drei Polarexpeditionen. Prompt wurde die Schilderung der exotischen Erlebnisse und Landschaften zum Bestseller. "Hinter dem von diesem Buch begründeten Ruhm fiel alles andere zurück", meinte Berger. Doch dieser Ruhm sollte nicht allzu lange anhalten, spätestens nach Ende des Ersten Weltkriegs gerieten Payer und seine Abenteuer zunehmend in Vergessenheit.

Das änderte sich unter anderem durch Christoph Ransmayrs Roman "Die Schrecken des Eises und der Finsternis", der 1984 erschien und die dramatische Geschichte der Payer-Weyprecht-Expedition thematisierte. Aber auch als Alpinist habe Payer durchaus Lorbeeren geerntet, betonte der Autor: "In Südtirol und im Trentino ist Payer als Ersterschließer dieser Alpenregionen nach wie vor eine bekannte Persönlichkeit." Das zeige sich etwa durch Denkmäler oder nach ihm benannten Hütten.

Payers "drittes Leben"

Dem Polarforscher und dem Alpinisten widmet Berger daher die ersten beiden Schwerpunkte seines Buches, das auch die Kindheit, Jugend und das Privatleben Payers thematisiert. Spannend wird es für den Autor aber auch danach: "Bisher wusste man über Payer ab seinem Buch 1876 gar nichts. Immerhin lebte er dann aber noch lange 39 Jahre. Der neue Aspekt ist daher sein drittes Leben in Frankfurt, München und Paris", erklärte Berger.

Denn Payer arbeitete als Historienmaler und schließlich auch noch für die Tiroler Ausgabe des Reiseführers Baedeker. Diese Periode des Lebens des Forschers hat Berger vor allem aus dessen persönlichen Briefen rekonstruiert, die heute in der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt werden. "Payer als Maler ist im Grunde genommen bis heute niemandem bekannt", meinte Berger. Erstmals arbeitete er die Ausbildung und die durchaus erfolgreiche Malerlaufbahn des ehemaligen Polarhelden auf.

Die "Payer-Schlange"

Die letzten Jahre seines Lebens konnte Berger vor allem anhand der sogenannten "Payer-Schlange" nachvollziehen. 1912 verlor der Forscher durch einen Schlaganfall die Fähigkeit zu sprechen. Von diesem Zeitpunkt an verständigte er sich nur noch schriftlich, seine Notizen klebte er zusammen und rollte sie auf Hölzer auf. Die insgesamt 24 Rollen der "Payer-Schlange" enthalten vor allem unzusammenhängende Gedankensplitter und tagebuchartige Aufzeichnungen. Sie ist heute im Besitz des Heeresgeschichtlichen Museums.

Ein vollständiges Werkverzeichnis seiner Gemälde und Zeichnungen sowie eine kunsthistorische Analyse seines Werks, in dem er immer wieder seine und andere Polarexpeditionen oder die Arktis an sich thematisierte, steht laut Berger allerdings noch aus - "und dass, obwohl sich Payer selbst die längste Zeit seines Lebens als Künstler sah." Payers Gemälde sind heute etwa im Naturhistorischen Museum oder im Marinesaal des Heeresgeschichtlichen Museums zu besichtigen. (APA/red, derStandard.at, 14.3. 2015)