Üblicherweise kaufen sicherheitsversessene Investoren Aktienanleihen, deren Basispreis möglichst weit unterhalb des aktuellen Aktienkurses liegt. Dadurch profitieren sie von einem Sicherheitspuffer – fallen die Kurse, dann realisieren sie die Maximalrendite (Kuponzahlung plus Rückzahlung zum Nominalwert), solange die Aktie am Bewertungstag oberhalb des Basispreises schließt. Das hohe Sicherheitsbedürfnis verzehrt aber einige Renditepunkte – mehr als 5 Prozent p.a. sind bei dieser Strategie selten drin. Mit einer etwas offensiveren Ausrichtung und einem Basispreis in Höhe des aktuellen Aktienkurses sind dagegen zweistellige Renditen möglich – ohne, dass die "Aktie durch die Decke" steigen müsste. Grundsätzlich sollte man allerdings eine positive Markteinschätzung haben: Diese wird im Fall des holländisch-britischen Öl-Multis Royal Dutch Shell durch die Analysten der Société Générale besorgt. Sie setzen die Aktie auf ihre Premium List und das 12-Monats-Kursziel für die englische Variante (B-Shares) auf 25 Britische Pfund. Bereinigt man dieses Kursziel um Wechselkurs und vor allem um knapp 1,50 Euro Aufschlag gegenüber den holländischen A-Aktien, dann darf deren Kursziel mit etwa 33,50 Euro angenommen werden (auf die differierende Dividendenbehandlung von A- und B-Aktien kann hier nicht weiter eingegangen werden). Vom aktuellen Kurs bei 27,80 Euro aus betrachtet besteht hier mehr als 20 Prozent Aufwärtspotential.

Chance auf 12 Prozent p.a. bei 6 Prozent Puffer

Vontobel bietet eine Aktienanleihe an, die mit einem Kupon von 9,2 Prozent und einem Basispreis bei 28 Euro ausgestattet ist (Fälligkeit 25.9.15). Das Wertpapier mit der ISIN DE000VZ8UXH1 handelt aktuell bei 98,50 Prozent. Steht der Aktienkurs am Bewertungstag (18.9.15) auf 28 Euro oder darüber, kassieren Anleger die Maximalrendite von 12 Prozent p.a. (Kupon plus Kursgewinn auf 100 Prozent). Auch wenn die Aktie leicht fällt und unter dem Basispreis schließt, profitieren Anleger vom hohen Kupon. Teilt man den Kaufpreis von 985 Euro plus etwa 5 Euro Stückzinsen durch das Bezugsverhältnis von 35,71 Aktien (= 1.000 Euro Nominalwert / 28 Euro Basispreis), dann ergibt sich der Einstandspreis der zu liefernden Aktien von 27,72 Euro. Gegenüber dem Direktinvestment haben Anleger nun immer noch den vollständigen Kupon von 9,20 Prozent (= 55,46 Euro) als Vorsprung eingespielt. Daraus ergibt sich ein Puffer pro Aktie von 1,55 Euro oder 6 Prozent – der tatsächliche Break Even-Kurs liegt also bei 26,17 Euro. Erst bei Kursen darunter entstehen Kapitalverluste.

ZertifikateReport-Fazit: Der Aktienkurs von Royal Dutch Shell hat das Ölpreis-Desaster bisher vergleichsweise gut überstanden. Vom 12-Monats-Tiefstkurs Ende Dezember bei etwa 24,50 Euro konnte sich die Aktie bereits erholen. Solange der Ölpreis zumindest auf aktuellem Niveau verharrt, können Anleger mit der Aktienanleihe bei kalkulierbarem Abwärtsrisiko von der Stabilisierung der Aktie profitieren.