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Das Glühbirnenverbot hat zu heftigen Emotionen und regelrechten Hamsterkäufen geführt.

Foto: AP/Berg

Wien - Würde es die Bürger und Bürgerinnen in manchen Fällen nicht so maßlos aufregen, wäre alles gut: Das verordnete Stromsparen kommt seit sechs Jahren kräftig voran. Damals trat die erste Stufe der Ökodesign-Richtlinie in Kraft. Sie soll dazu beitragen, das Klimaziel der EU bis zum Jahr 2020 zu erreichen. Es ging um das heiß umstrittene Glühbirnenverbot. Matte Glühlampen und solche mit einer Leistung über 75 Watt verschwanden aus den Verkaufsregalen. Sukzessive wurden Standardglühlampen mit mehr als 60 Watt und solche mit mehr als 40 Watt eingezogen.

Schon lange liegen auch die 10-Watt-Glühbirnen nicht mehr in den Verkaufsregalen. Die Energiesparlampen haben die Glühlampen mittlerweile weitgehend abgelöst, außer bei denen, die sich mittels Hamsterkäufen bis über den Hals eingedeckt haben. "Das Lampenthema ist in gewisser Weise irrational", sagt Bernd Schäppi von der Energieagentur. Dabei sind Lampen ohnehin nur ein Teil dessen, was geregelt wird.

Stromfresser im Visier

Ursprünglich bezog sich die Ökodesign-Richtlinie – sie schreibt vor, wie bestimmte Produkte zu gestalten sind, damit die Umwelt entlastet wird – nur auf direkte Stromverbraucher wie Fernseher, Geschirrspüler und Lampen. Die komplizierten Regeln treten für verschiedene Geräte und Gerätegruppen zeitversetzt in Kraft. Seit der Novellierung 2009 geht es auch um Produkte, die den Energieverbrauch beeinflussen – wassersparende Duschköpfe, gut isolierende Fenster oder Autoreifen mit geringem Rollwiderstand. Manche Themen führen zu regelrechten Entrüstungsstürmen. Der Staubsauger gehört neben der Glühbirne dazu.

Staubsauger dürfen seit September vergangenen Jahres nur noch unter 1.600 Watt verbrauchen, ab 2017 gilt die Obergrenze von 900 Watt. Dabei besteht zwischen Saugleistung und Leistung des Geräts gar kein Zusammenhang, sagt Schäppi: "Die hohe Leistung ist nicht sinnvoll und nicht notwendig für ein effektives Staubsaugen." Darüber hinaus kann jeder seinen Stromfresser behalten, solange er funktioniert: Betroffen sind nur neu in den Handel kommende Geräte. Dennoch habe der Bürger das Gefühl, er werde bevormundet. Bei manchen Produkten eben mehr, bei manchen weniger.

Kaffeemaschine und Co

Relativ gut verkraftet wurde die Kaffeemaschine: Diese muss sich seit Jahresbeginn nach einigen Minuten ausschalten, wenn sie mit einer Isolierkanne daherkommt. Auch für Geschirrspüler und Kühlschränke gibt es Energiespar-Auflagen. Seit 20. Februar müssen gemäß EU-Regelung neue mit Strom oder Gas betriebene Haushaltsbacköfen und Kochfelder, Kochplatten und Dunstabzugshauben energiesparender arbeiten.

Was manchen Bürgern zu rasant geht, geht Sibylle Egger von Global 2000 eher zu langsam: "Bei den Herden hat die Vorbereitung jahrelang gedauert." Immerhin würde der Konsument sich mit einem neuen Herd über die Lebensdauer hinweg 230 Euro sparen können. Und die Industrie hätte jahrelang Zeit, sich vorzubereiten. Ab 1. September wird jedenfalls die nächste Runde eingeläutet, Warmwasserspeicher und Heizkessel sind dann dran, genauso wie gewerbliche Geräte, etwa Tiefkühlanlagen.

Erste Produktgruppen in Überarbeitung

Laut Energieexperte Schäppi sind mittlerweile auch schon wieder die ersten Produktgruppen in Überarbeitung: Neben der Energieeffizienz geht es dann auch um das Thema Recycling. Bei den TV-Geräten zum Beispiel sollen einzelne Komponenten wie Platinen und Displays genauer spezifiziert und mit einer besonderen Kennzeichnung versehen werden, damit die Bauteile wieder einem größeren Wiederverarbeitungskreislauf zugeführt werden können.

Das langsame Ende der Halogenlampe

Auch ein potenziell richtiger Aufreger ist derzeit in der Pipeline. Für 2016 war ein europaweites Verbot für den Verkauf von Halogenlampen der Energieeffizienzklasse C vorgesehen. Davon wären auch die meisten Halogenlampen betroffen, so Egger. Ob es dazu kommt, ist noch offen, sagt Heinz Miko, Sprecher der EU-Kommission in Österreich. Die EU-Behörde möchte um zwei Jahre verschieben. Entschieden wird Mitte April im Regulierungsausschuss. Sibylle Egger hält das für verfehlt. "Das würde Europa acht Milliarden Euro beziehungsweise 37 Terawattstunden an versäumten Energieeinsparungen kosten", ist sie überzeugt. Halogenlampen seien zehnmal verschwenderischer als die besten Alternativen. Technisch gäbe es für eine Verschiebung laut ihrem Dafürhalten auch keine Gründe.

Besser informieren als bei der Glühbirne

Dass es beim Lampenthema dennoch wieder einen Aufschrei geben wird, davon geht sie aus: "Das Glühbirnenverbot ist noch nicht verdaut." Egger glaubt auch, dass die Industrie dagegenhält. So mancher Hersteller sei noch nicht vorbereitet. Beim Lampenproduzenten Osram will man sich dazu auf Anfrage nicht äußern. Beim Konkurrenten Philips hingegen ist man gelassen: "Wir warten einmal ab." Die Interessenvertretung der Lichthersteller, Lighting Europe, empfiehlt aber überhaupt erst ein Verbot im Jahr 2020. Energieagentur-Mann Schäppi pendelt sich in der Mitte ein. Er hielte 2018 für besser. "Und man darf das Informationsdefizit wie bei der Glühbirne nicht wiederholen." (rebu, 18.3.2015)