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Die Abwicklung der einstigen Hypo Alpe Adria belastet deutsche Finanzinstitute massiv. Sie haben rund 40 Prozent der Anleihen der Hypo-Nachfolgerin Heta in ihren Beständen.

Foto: AP/Koch/Grafik STANDARD

Wien - Die Heta-Abwicklung sorgt nicht nur bei Gläubigern für Ärger, der Initiator der Vorgangsweise könnte sich selbst ein Bein gestellt haben. Die Rede ist vom Finanzminister, der über die Bankenholding Fimbag gerade versucht, die Kommunalkredit zu privatisieren. Eine Gruppe um den aussichtsreichen Interessenten Düsseldorf Hypo hat nämlich ausgerechnet wegen der Heta massive Schwierigkeiten.

Die auf Gemeindefinanzierungen spezialisierte Kommunalkredit wurde Ende 2008 als erste Bank Österreichs notverstaatlicht, dann von toxischen Wertpapieren befreit. Der 2013 gescheiterte Verkaufsprozess für den "guten" Teil, der im Vorjahr neu gestartet wurde, biegt gerade in die Zielgerade. Zu den Favoriten zählt der deutsche Banker Patrick Bettscheider, der die Düsseldorfer Hypo gemeinsam mit der Investorengruppe Attestor Capital im vergangenen Sommer übernommen hat.

Die Rheinländer kommen wegen des Heta-Schuldenschnitts massiv in die Bredouille. Laut einer Analyse der Berenberg Bank hat das Düsseldorfer Institut 348 Mio. Euro in Anleihen der einstigen Hypo Alpe Adria gesteckt. Zum Vergleich: Das harte Kernkapital betrug demnach zum Halbjahr 2014 233 Mio. Euro. Mit einem Viertel hat die Düsseldorfer Bank unter den deutschen Instituten den größten Anteil ihres Deckungsstocks für Pfandbriefe in Österreich stecken. In absoluten Zahlen sind das 856 Mio. Euro.

Fitch sieht Handlungsbedarf

Die Ratingagentur Fitch hat ihr Urteil bereits gebildet: Sie sieht einen dringenden Bedarf externer Unterstützung. Soll heißen: Bettscheiders Bank muss wegen der Heta-Turbulenzen gerettet werden. Die Süddeutsche Zeitung zitierte Finanzkreise, wonach die Hypothekenbank ein "aufsichtsrechtlicher Notfall" sei. Trotz ihrer geringen Größe wäre ein Umfaller ein Problem, refinanziert sich doch die Düsselhyp in hohem Ausmaß über Pfandbriefe, die wegen ihrer Sicherheiten stark von Versicherungen und Pensionskassen nachgefragt werden. Dieser vom Heta-Schuldenschnitt nun arg gebeutelte Markt hat ein Volumen von 270 Mrd. Euro. Vor allem öffentliche Institute wie die NRW-Bank, die staatliche Pfandbriefbank pbb und die Hypo Real Estate sind stark engagiert. Am Donnerstag gab auch die Bank-Austria-Schwester HVB bekannt, einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag in den Büchern zu haben. In Summe liegen laut Fitch 40 Prozent der Heta-Forderungen in Deutschland, der Haircut könnte die Branche zehn Prozent ihres Reingewinns kosten.

Doch das ist nicht alles. Commerzbank-Chef Martin Blessing zieht angesichts der Gläubigerbeteiligung bereits die öffentlichen Garantien für deutsche Landesbanken in Zweifel. Er deutete an, dass wegen der österreichischen Vorgangsweise garantierte Papiere deutscher Landesbanken nicht mehr als risikolos eingestuft werden könnten.

Zurück zur Kommunalkredit: Inwieweit sich die Lage der Düsselhyp auf den Verkauf der Staatsbank auswirken wird, lässt sich derzeit kaum beurteilen. Für die Transaktion soll Bettscheider eine von der rheinländischen unabhängige Struktur gewählt haben, heißt es aus der Branche. Die Frist für den Verkauf, der schon am Mittwoch entschieden werden sollte und wegen der Heta-Turbulenzen verschoben wurde, endet am Sonntag. Bettscheiders Gruppe soll rund 120 Mio. Euro geboten haben; im Vergleich zu den Mitbietern würde er den größten Cash-Betrag sofort auf den Tisch legen.

Gusenbauer zweitgereiht

Zweitstärkster Bieter ist die Cudos Capital AG, das ist jene Investmentgesellschaft, an der auch Exkanzler Alfred Gusenbauer indirekt 25 Prozent hält. Sie bietet dem Vernehmen nach um die 161 Mio. Euro, um eine Million mehr als Investmentbanker Thomas Marsoner. Gusenbauers Gruppe würde in Tranchen zahlen. Ihr Angebot sieht einen Besserungsschein vor, der Kaufpreis würde also abhängig von der Erreichung bestimmter Geschäftsziele fließen.

Der in London lebende Marsoner bietet seinen eigenen Angaben nach 152 Mio. Euro plus jenen Gewinn, der zwischen 1. Jänner 2015 und Closing anfiele, was in Summe 160 Millionen Euro ausmachen würde, wie er sagt. Zu Schlussverhandlungen wurde er nicht eingeladen, dem Vernehmen nach hat er nicht rechtzeitig eine Bankgarantie beigebracht. (Renate Graber, Andreas Schnauder, DER STANDARD, 13.3.2015)