Universitätsrektor Heinz Engl hatte Hilfe beim Anlegen seines Talars. Zum Thema Studiengebühren sieht er derzeit keinen Diskussionsbedarf.

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Wien – "650 Jahre: Kein Grund zum Feiern." Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) war nicht in Jubelstimmung und verteilte am Donnerstagvormittag vor dem Hauptgebäude der Uni Wien deutlich formulierte Flugblätter. Die "IG LektorInnen und WissensarbeiterInnen" schenkte die "Prekaritätssuppe" aus und forderte mehr Laufbahnstellen an der Universität. Zu viele unter ihnen seien in befristeten und daher prekären Dienstverhältnissen.

Von derlei Misstönen ließ man sich beim Festakt zum Beginn des 650-Jahr-Jubiläums nicht wirklich beirren. Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) forderte Journalisten stattdessen auf, sich nicht von jüngsten Reputationsrankings beeinflussen zu lassen, in denen es die Uni Wien wieder einmal nicht unter die besten 100 geschafft hat. Viel aussagekräftiger seien Fachrankings. Heinz Engl, Rektor der Universität, erwähnte die Mathematik (Platz 35 des Shanghai-Rankings), die Physik (unter den besten 100) und die Geisteswissenschaften (unter den besten 50).

Engl konstatierte erneut Betreuungsprobleme in einigen Fächern und meinte, man müsse "absolut investieren", um eine Lösung zu finden, und nicht die Mittel von besser betreuten Studienfächern "abzweigen". Die Uni Wien verfügt derzeit über ein Budget von 1,1 Milliarden Euro, "allerdings für drei Jahre". Man sei angesichts der Budgetsituation bemüht, Forschung und Lehre zu gewährleisten, "ohne Schäden zu verursachen", meinte Mitterlehner. Und Engl versprach, in Hinkunft die Laufbahnstellen ausbauen zu wollen. Derzeit gebe es 70 an der Uni.

Engl bekannte sich zum offenen Hochschulzugang, meinte aber: "Er muss finanzierbar sein." Vom Vorschlag des Forschungsrats, jede Uni solle künftig autonom entscheiden, ob sie Studiengebühren einhebe, hält Mitterlehner nichts. Eine derartige Regelung sei zuletzt vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben worden. Das Thema werde aber in den nächsten Koalitionsverhandlungen von der ÖVP wieder eingebracht. Angesichts des Betreuungsverhältnisses an seiner Uni betonte Engl, wie wichtig die Studieneingangs- und Orientierungsphase sei.

Festredner Gottfried Schatz, österreichischer Biochemiker und Ex-Präsident des Schweizer Wissenschaftsrats, hielt eine flammende Rede für die Grundlagenforschung. Wissen sei keine Ware. Schatz meinte, frei nach Konfuzius: "Wer aus Ungeduld nur auf kurzfristige angewandte Forschung setzt, wird bald nichts mehr haben, was er anwenden kann." (Peter Illetschko, DER STANDARD, 13.3.2015)