Rom - Nach seinem Freispruch im sogenannten Ruby-Prozess, bei dem er wegen Amtsmissbrauch und Sex mit einer minderjährigen Prostituierten angeklagt war, will der italienische Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi wieder zurück in die Politik. Rückhalt genießt er jedoch nur mehr wenig, auch die italienische Bischofskonferenz wies nun auf den "moralischen Aspekt" der Bunga-Bunga-Affäre hin.

Politisches Comeback

"Man muss die Urteilsbegründung abwarten. Das Gesetz ist eine Sache, der moralische Aspekt eine andere", sagte der Sekretär der Italienischen Bischofskonferenz (CEI), Bischof Nunzio Galantino. Damit gab er zu verstehen, dass katholische Gruppierungen der italienischen Politik sich nicht hinter den Medienunternehmer stellen könnten, sollte sich Berlusconi in den Regionalwahlkampf im Juni stürzen. Die Regionalwahlen mit 17 Millionen Wahlbeteiligten gelten als wichtiger Test für die Regierung von Premier Matteo Renzi und der von Berlusconi geführten, konservativen Oppositionspartei Forza Italia. Diese ist in den letzten Monaten wegen der Schwierigkeiten ihres Chefs mit der Justiz auf Talfahrt.

Pläne für ein politisches Comeback Berlusconis bei den Regionalwahlen lösten auch bei CEI-Präsident Angelo Bagnasco Bedenken aus. "Die Beschlüsse der einzelnen Personen sind eine persönliche Sache, man muss jedoch auch den politischen und sozialen Kontext berücksichtigen", erklärte der Kardinal am Freitag.

Schwerer Schlag für Berlusconi

Bagnascos Worte sind ein schwerer Schlag für Berlusconi, der nach dem Freispruch seine politische Rückkehr in großem Stil angekündigt hat. "Jetzt kann ich wieder voll in die Politik zurück. Nachdem diese traurige Geschichte zu Ende ist, bin ich wieder engagiert, um mit meiner Forza Italia und dem Mitte-Rechts-Block ein besseres, gerechteres und freieres Italien aufzubauen", sagte Berlusconi nach seinem letztinstanzlichen Freispruch am Dienstag. Bei den EU-Parlamentswahlen war seine Forza Italia auf ein historisches Tief von 16 Prozent gesunken. Dies soll sich laut Berlusconi jetzt ändern.

Die Kritik des Episkopats löste scharfe Reaktionen unter Berlusconis treuesten Verbündeten aus. "Das Gefasel der Bischöfe ist unerträglich. Berlusconi ist vor Gericht letztinstanzlich freigesprochen worden, doch für die Bischöfe bleibt er ein Sünder", kritisierte der Forza-Abgeordnete Antonio Martino in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der römischen Tageszeitung "Il Messaggero".

Solidarisch mit Berlusconi erklärte sich auch die Forza-Senatorin Manuela Repetti, die die Worte der Bischöfe als "unangebracht" bezeichnete. Die Bischofskonferenz empöre sich wegen Berlusconis privatem Verhalten, dabei habe die katholischen Kirche mit gravierenden Missbrauchsskandalen in ihren eigenen Reihen immer noch nicht aufgeräumt, kritisierte die Senatorin. (APA, 14.3.2015)