Male - Der Ex-Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed, ist in einem hoch umstrittenen Verfahren zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Er soll Anti-Terrorismus-Gesetze gebrochen haben. Die Europäische Union erklärte am Samstag, das Urteil werfe "sehr ernste Fragen" auf, ob er ein faires Verfahren erhalten habe. Auch die USA und der große Nachbar Indien zeigten sich besorgt.

Nasheed war von 2008 bis 2012 der erste freigewählte Präsident des Inselstaates im Indischen Ozean. Derzeit regiert auf den Malediven Präsident Abdulla Yameen, der Halbbruder des früheren Autokraten Maumoon Abdul Gayoom. Er wurde im Jahr 2013 gewählt, nachdem die Abstimmung mehrfach von Richtern für ungültig erklärt worden war und wiederholt werden musste.

Nach der Urteilsverkündung in der Nacht zum Samstag rief Nasheed seine Anhänger zu Massenprotesten auf. Nach einem Bericht der maledivischen Zeitung "Haveeru" verharrten seine Anhänger zunächst geschockt in Stille - obwohl sie seit Wochen jede Nacht für Nasheeds Freilassung demonstriert hatten. Mehrfach war es dabei zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften und Festnahmen gekommen.

Nasheed war in der Hauptstadt Male vor Gericht gestellt worden, weil er während seiner Regierungszeit die Inhaftierung eines Richters angeordnet haben soll. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nannte es einen "Hohn auf die Gerechtigkeit". Der Prozess, der nicht einmal einen Monat dauerte, sei sehr fehlerhaft und politisch motiviert gewesen, kritisierte Amnesty International. Nasheed hatte zu Beginn der Verhandlungen keinen Zugang zu seinen Anwälten und wurde gewaltsam in den Gerichtssaal gezerrt. Seine Anwälte kündigen an, in Berufung zu gehen.

Nasheed appellierte nach Angaben seines Büros an seine Landsleute, "der diktatorischen Gewalt dieses Regimes gegenüberzutreten". Sie sollten demonstrieren und sich nicht vor Haftstrafen fürchten. Das Asien Center for Human Rights mit Sitz in Indien forderte die sofortige Freilassung Nasheeds. (APA, 14.3.2015)