In der Managementliteratur gibt es dieses Frühjahr nicht nur Autobiografien und persönliche Geschichten, sondern auch auflockernde Zugänge. Auch Ratgeber hat das neue Jahr bis jetzt schon einige hervorgebracht - eine was sich in der Karriere-Literatur 2015 bis jetzt getan hat:

Wie Führungskräfte kommunizieren

Die beiden Autoren legen den Fokus auf die Kommunikation von Führungskräften und führten dafür zahlreiche Interviews mit diesen. Mit dabei sind etwa der Chefredakteur von Handelsblatt, die Chefs von EADs, Thyssen-Krupp, der Deutschen Bank und viele andere. Von Mittelstand bis DAX-Konzern wird über die Herausforderungen in der Kommunikation diskutiert. Zusätzlich erfährt man im Ratgeber-Teil von Jan Hiesserich, Experte für Strategie- und Vorstandskommunikation, nützliche Tipps.

Jan Hiesserich, Ursula Weidenfeld: "Der CEO im Fokus: Lernen von den Besten für den richtigen Umgang mit der Öffentlichkeit". € 59 / 253 Seiten, Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2015.

Was Topmanager tuscheln

Was in Führungsetagen wirklich passiert wird in diesem Buch auf unterhaltsame Art und Weise dargestellt. DIe beiden Autoren wissen wovon sie schreiben: Joerg Bartussek studierte Rechtswissenschaften und Journalistik an der Universität Graz sowie in Washington D.C., war viele Jahre als Manager für Großkonzerne in den Bereichen Beratung, Internet und Mobilfunk tätig und lebt heute als selbstständiger Unternehmer in Wien. Oliver Weyergraf studierte Betriebswirtschaftslehre in Köln. Er führte als Geschäftsführer mehrere Internetunternehmen, war lange als Manager für internationale Konzerne tätig, leitet heute sein eigenes Unternehmen und lebt in Berlin. DIe Hauptfigur des Buches - Paul Hecht - ist zwar erfunden, wurde aber aus den Stimmen Dutzender Topmanager erschaffen. Harvard Business Manager sagt: "Stromberg hätte an dieser Geschichte seine helle Freude."

Joerg Bartussek, Oliver Weyegraf: "Mad Business". € 22,99 / 237 S., Campus-Verlag, Frankfurt a. M. 2015.

Warum die Wirtschaft krank ist

Dass die Wirtschaft krank ist, ist die Kernaussage dieser Neuerscheinung. Als Indiz dafür sehen die beiden Autoren die Widersprüche bei Unternehmen, Mitarbeitern und Konsumenten - für die Autoren gespaltene Akteure, die verdeckt oppotunistisch und gegen ihre eigenen langfristigen Interessen handeln. Konsumenten stimmen beispielsweise artgerechter Tierhaltung zu, kaufen dann aber die Billigprodukte aus Massentierhaltung. Die beiden Professoren für Betriebswirtschaftslehre an der Universität des Saarlandes und Direktoren des Europa-Instituts der Universität widmen sich auf den 280 Seiten den Bereichen Politik, Unternehmen, Konsumenten und Medien - Optimierungsvorschläge inklusive.

Christian Scholz, Joachim Zentes: "Schizo-Wirtschaft: Nur radikales Umdenken und Andershandeln kann uns helfen". € 24,99 / 280 Seiten, Campus-Verlag, Frankfurt a. M. 2015.

Caring Economics

Der Mensch und sein Verhalten stehen auch im Zentrum dieser beiden Autoren: Tania Singer, seit 2010 Direktorin am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaft in Leipzig, erforscht das menschliche Sozialverhalten und Emotionen wie Empathie, Mitgefühl, Neid, Rache und Fairness. Sie studierte Psychologie und arbeitete als Neurowissenschaftlerin in London bevor sie in Zürich gemeinsam mit dem Ökonomen Ernst Fehr wirtschaftliches Entscheidungsverhalten und Kooperation untersuchte. Matthieu Ricard ist buddhistischer Mönch und promovierter Molekularbiologe. Er lebt im Kloster Shechen in Nepal. Zusammen arbeiten die beiden beim Mind and Life Institute, einer NGO, die aus einer Reihe von Dialogen zwischen dem Dalai Lama und Wissenschaftern verschiedener Forschungsrichtungen entstand. Das Buch ist das Ergebnis eines solchen Zusammenkommens im April 2010 - Denker aus den Wirtschaftswissenschaften, Neurowissenschaften, Philosophie, Psychologe, Meditation und Unternehmer diskutierten über "Altruismus und Mitgefühl in Wirtschaftssystemen".

Tania Singer, Matthieu Ricard: "Mitgefühl in der Wirtschaft". € 16,99 / 256 S., Campus-Verlag, Frankfurt a. M. 2015.

Money, Money, Money

Was Geld genau ist, wo es herkommt, wie es zur "Plusmacherei" und zur Münze kam - das sind nur wenige der Fragen, die der Professor für Philosophie aufwirft und beantwortet. Türcke macht sich dafür auf die Suche nach den Ursprüngen des Geldes und verfolgt diese bis zum heutigen kapitalistischen System. Geldtheorie wird mit der Psychoanalyse, politischer Ökonomie und Theologie verbunden - "ein Buch mit hohem Mehrwert", sagt das Handelsblatt.

Christoph Türcke: "Mehr! Philosophie des Geldes". € 29,95 / 480 Seiten, C. H. Beck, 2015.

Ex-Manager in aktivem Unruhestand

Der Ex-Personalchef der Deutschen Telekom ist dafür bekannt, zu sagen was er denkt. Auch in seiner Autobiografie ist das nicht anders und Sattelberger bleibt - auch auf sich selbst bezogen - nicht bequem und übt Kritik. Vom Schüler und Aktivist bei der außerparlamentarischen Opposition über den Einstieg und Aufstieg bei Daimler und Lufthansa zum Personalvorstand von Continental und der Telekom bietet Sattelberger Einblick in sein Leben - wie der Untertitel schon verrät ein Leben als "Überzeugungstäter in der Chefetage". Seit er sich 2012 in den Ruhestand begab - im Buch spricht er von "aktivem Unruhestand" - setzt sich Sattelberger für mehr Demokratie in Unternehmen ein, er engagiert sich für eine Zukunft jenseits des Hamsterrads in Chefetagen, wie das letzte Kapitel des Buches verrät.

Thomas Sattelberger: "Ich halte nicht die Klappe". € 22 / 288 S., Murmann-Verlag, Hamburg 2015.

Körpersprache vom Lügenpapst lernen

Wie viel kann Ihnen der Chef wirklich zahlen? Der Wirtschaftspsychologe und Jurist Jack Nasher erklärt in diesem Buch wie man clever verhandelt und Lügen durchschauen kann. "Wie Sie in jedem Gespräch an die ganze Wahrheit kommen" verspricht der Untertitel - eine Lektüre zwischen Spionage und Psychologie, bei der die Deutung der Körpersprache des Gegenübers im Zentrum steht. Denn im Umgang mit Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartner hat dies viele Vorteile, schreibt Nasher, der sich selbst als "Lügenpapst" bezeichnet. Ein Karriere-Ratgeber der etwas anderen Art.

Jack Nasher: "Entlarvt! Wie Sie in jedem Gespräch an die ganze Wahrheit kommen mit den besten Tricks und Techniken der Geheimdienste". € 19,99 / 231 Seiten, Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2015.

Netzwerken, netzwerken, netzwerken

Einen klassischen Ratgeber für die Jobsuche liefert die Beraterin Ute Blindert. Die Zielgruppe sind dabei vor allem junge Menschen, die Autorin wendet sich mit dem "Du" direkt an die Zielgruppe. Mit ein bisschen Um-die-Ecke-Denken könne man soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter fpr die Bewerbung nützen, schreibt Blindert. Es bleibt aber nicht bei Online-Tipps, auch das "systematische Mittagessen" und wie man sich auf Messen, Vorträgen und vor Headhuntern verhält wird in klaren Worten beschrieben. Beziehungen, heißt es schon in der Einleitung, schaden nur denjenigen, die keine haben. Zentrale Message des Buches also: netzwerken, netzwerken, netzwerken.

Ute Blindert: "Per Netzwerken zum Job". € 17,99 / 205 S., Campus-Verlag, Frankfurt a. M. 2015.

Last-Minute Rezepte für das Bewerbungsgespräch

Noch ein Job-Ratgeber für den Frühling. In diesem Buch gibt es Hilfe für Interviews und Einstellungsgespräche. Die Autorin ist Inhaberin von GAIA Insights, einer Beratungsfirma, die sich ganz auf die Generation Y spezialisiert hat. Das merkt man auch dem Ratgeber an - wie bei Blindert wird auch hier das "Du" verwendet. Junge Menschen, schreibt Mangelsdorf, haben heute eine gute Ausgangslage - sie müssen es nur geschickt anstellen. Bewerber sehen sich nicht mehr als Bittsteller, sondern haben bestimmte Erwartungen - hier erfahren die Jungen, wie unterschiedliche Bedingungen bei Vorstellungsgesprächen durchsetzbar sind. Auch dabei sind ungewöhnliche Tipps wie Last-Minute-Rezepte für die Fitness vor dem Termin.

Martina Mangelsdorf: "Warum sollte ich für Sie arbeiten?". € 17,99 / 235 S., Campus-Verlag, Frankfurt a. M. 2015.

Abrechnung mit den Optimisten

Bereits Anfang des Jahres erschien das neueste Buch von Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier. In "Verleitung zur Unruhe" rechnet er mit den Optimisten ab: Heinzlmaier verortet eine Generation stummer Beobachter, der ihr Rebellionsgeist abhandengekommen sei. Der Autor vermisst das Anderssein und stellt die "Generation cool" in Frage. Damit gemeint sind keineswegs die Jungen, Heinzlmaier untersucht hier nicht nur die Befindlichkeiten der Jugendlichen, wie in seinen anderen Büchern. Entstanden ist ein wildes Gewebe gegen Zeitgeist, Anpassung, Schweigen und Verblöden, ein hemmungslos wertendes, politisch natürlich äußerst unkorrektes Wörterbuch all dessen, woran sich Rückschritt - eigentlich tiefer Rückfall, ein Angekommensein in absolut amoralischen Zeiten - festmachen lässt. Eine ausführliche Rezension lesen Sie hier.

Bernhard Heinzlmair: "Verleitung zur Unruhe. Zur Hölle mit den Optimisten". € 23,60 / Ecowin-Verlag, Salzburg 2015.

Für eine Kultur des Scheiterns

Erst präsentiert wird das Buch von DiTech-Gründer und Selfmade-Entrepreneur Damian Izdebski. Er beschreibt darin was er aus der Insolvenz bei DiTech und vor allem aus der Zeit danach gelernt hat. Ein längerer Aufenthalt in den USA brachte dem Unternehmer neuen Mut, die Menschen dort sahen nicht seine Fehler, sondern fragten gleich nach dem nächsten Projekt. Einen konstruktiven Umgang mit Misserfolgen vermisst Izdebski in Österreich - hier würde man nicht seinen Erfolg, sondern nur das Scheitern mit DiTech thematisieren. Izdebski setzt sich mit seinem Buch für eine Kultur des Scheiterns ein. Das Buch soll Unternehmern als Ratgeber dienen, "damit diese aus meinen besten Fehlern lernen können und es besser machen." Izdebski hat sich den Spirit der US-Amerikaner zu Herzen genommen: mit Techbold ist sein neues Projekt schon gestartet.

Damian Izdebski: "Meine besten Fehler. #startupagain". € 12,90 / 116 S., Stein-Verlag, Bad Traunstein 2015. (lhag, derStandard.at, 16.03.2015)