Bild nicht mehr verfügbar.

Die Plattform "talentify.me" will einen Beitrag zu mehr sozialer Durchmischung an Schulen leisten.

Foto: dpa/Kraufman

Wien - Mit einer Online-Plattform will ein junges Sozialunternehmen Bildungschancen schwächerer Schüler verbessern, indem diese dort günstig Lernhilfe von älteren, stärkeren Schülern erhalten können. Auf talentify.me dürfen Schüler für eine Nachhilfe-Stunde höchstens zehn Euro verlangen. Bis Ende 2016 sollen sich etwa 40.000 Interessenten auf der ab Dienstag frei zugänglichen Website anmelden.

"Social Buddy"

Die Idee hatte Unternehmensgründer Bernhard Hofer bereits in seiner Schulzeit. Dem damaligen HTL-Schüler sei vor fast 15 Jahren bewusst geworden, dass "ab der zweiten, dritten Klasse HTL eigentlich nur mehr Kinder aus bildungsaffinen Schichten saßen", erklärte er. Viele Schüler, die aus Hauptschulen kamen, schafften zwar den Sprung in die HTL, kamen dann aber nur schwer weiter. Als Antwort darauf habe man dann ein "Social-Buddy"-System entwickelt, wo ältere Schüler vor allem gefährdeten Jüngeren als Lern- und Ansprechpartner zur Verfügung standen. Das Konzept habe sich als "sehr mächtiges Werkzeug" erwiesen. So gelang es laut Hofer etwa, Drop-out-Raten zu reduzieren.

Nachdem ihm klar wurde, dass sich seither hinsichtlich sozialer Durchmischung an den Schulen nicht allzu viel getan hat, griff er die Idee 2014 dann erneut auf. Die Tatsache, dass immer noch sehr viele Schüler Nachhilfe brauchen und diese in der Regel teuer sei, trage zusätzlich dazu bei, dass viel eher Kinder aus sozial benachteiligten und bildungsfernen Schichten mit im Schnitt niedrigerem Familieneinkommen die Anforderungen der Schule öfter nicht erfüllen können.

Auf Augenhöhe

Vom gemeinsamen Lernen profitieren im besten Fall beide Seiten: Die privilegierteren, älteren Schüler kommen auf diese Weise mit Menschen zusammen, "die sie in ihrem Umfeld vielleicht nie kennengelernt hätten", was ihnen dabei helfen könnte, etwa ihre Sozialkompetenz und Kommunikationsfähigkeit zu verbessern, zeigte sich Hofer überzeugt. Weitere Vorteile des Konzepts seien, dass einander Menschen ähnlichen Alters auf Augenhöhe in der Lernsituation begegnen.

Mit Beginn des vergangenen Jahres ging ein Prototyp der Plattform online. Man habe dann verstärkt das Gespräch mit einzelnen Schulen gesucht, um herauszufinden, ob des Ansatz so Sinn mache. Aufgrund dieser Erfahrungen startete am Beginn dieses Schuljahres ein erstes System, bei dem sich Lern-Paare nicht mehr manuell, sondern automatisch finden konnten. Ab Dienstag ist talentify.me für alle Schüler und Eltern in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland offen zugänglich.

Unternehmen verdient nicht mit

Fließt Geld zwischen den Schülern, schneidet das für den "SozialMarie"-Preis der Unruhe Privatstiftung nominierte Unternehmen nicht mit. Finanzieren will sich die aktuell aus Start-up-Förderungen finanzierte Firma in weiterer Folge durch Kooperationen mit Unternehmen, die beispielsweise auf der Suche nach qualifizierten Lehrlingen sind. An dieser Schnittstelle möchte man zukünftig als Bindeglied fungieren, sagte Hofer. (APA, 16.3.2015)