Wer Hund oder Katze bei sich aufnehmen möchte, sollte zuvor einige Überlegungen anstellen.

Nicole Rauscher

Auch Katzen haben ihr "menschliches Beuteschema".

Nicole Rauscher

Pavels Casting fand im Großfamilienverband statt.

Nicole Rauscher

Yuri machte beim Erstkontakt durch eindrückliches Miauen auf sich aufmerksam.

Nicole Rauscher

Stellen Sie diese Frage in einem Haustierforum, lösen Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Kleinkrieg aus. Man möchte gar nicht glauben, wie viele verschiedene Ansichten eine simple Entscheidungsfrage zu Tage fördern kann, und die meisten davon besitzen eine solide argumentative Grundlage.

Überlegen Sie sich zunächst, ob Sie eine klassische Hauskatze, auch als "LaStraMi" (Landstraßen-Mischung) bekannt, oder eine Rassekatze möchten. Während es bei Hunden auf die letztliche "Verwendung" ankommt, kann man sich bei Samtpfoten an der Haltungsart orientieren. Gerade bei Wohnungskatzen hat es durchaus Sinn, ein durch seine Anlagen bedingt ruhigeres Tier zu wählen, das auch ohne Freigang gut zurechtkommt.

Herrenlose Vierbeiner

Haben Sie sich entschieden, lohnt sich ein Besuch im örtlichen Tierheim. Im Wiener Tierschutzhaus in Vösendorf sitzen laut Tierschutzvereinspräsidentin Madeleine Petrovic aktuell etwa 800 Tiere, 300 davon sind Katzen aller Rassen. Der Stand sei niedriger als sonst, weil herrenlose Vierbeiner seit Februar ins neue "TierQuarTier" gebracht werden, die Welpenschwemme im Frühjahr komme aber erst. Die Anzahl der Tiere steigt im Frühling und Herbst in allen Tierheimen merkbar an, weil Katzen, deren Halter die Kastrationspflicht ignorieren, in der Regel zweimal im Jahr trächtig werden können. Werden Sie im Tierheim nicht fündig, informieren Sie sich beim hiesigen Katzenzüchter-Verband über Vereine, die sich um "Notfelle" bestimmter Rassen kümmern. Gibt es örtlich einen solchen Verein, landen abgegebene Samtpfoten eher dort als im hiesigen Tierheim.

"Vermehrertiere" aus Kleinanzeigen

Es spricht natürlich auch nichts dagegen, seine Katze bei einem gewissenhaften Züchter zu kaufen. Allerdings ist es ratsam, sich vorab wirklich umfassend zu informieren, denn selbst unter geprüften Verbandszüchtern gibt es das ein oder andere schwarze Schaf. Vergessen Sie in jedem Fall die billigen "Vermehrertiere" in den Kleinanzeigen, wo Sie das Muttertier nicht zu Gesicht bekommen und der Hund auf einem Autobahnparkplatz aus dem Kofferraum übergeben wird. Klingt wie ein Klischee, aber Tierschutzorganisationen wie Vier Pfoten kämpfen schon seit Jahren gegen illegalen Welpenhandel. Eine richtige Zucht erfordert die Definition des Zuchtziels und umfangreiches Wissen in punkto Rasse und Genetik, um dieses zu erreichen. Darüber hinaus müssen Zuchtbestimmungen und -auflagen eingehalten und gewisse medizinische Untersuchungen durchgeführt werden, deren Atteste vom Züchter gerne vorgelegt werden sollten. Wie User Cereal_Poster schreibt:

"Ich bin zwar prinzipiell auch gegen die Vermehrer und habe selbst drei Katzen aus dem Tierschutz, aber: Es gibt auch wirklich verantwortungsvolle Züchter, die aus Liebe zu der Rasse züchten und hier gesunde, gut sozialisierte, wunderbare Tiere hervorbringen. Ich sehe das nicht als Konkurrenz zu den Tierschutzkatzen sondern als Ergänzung. Diese Katzen von seriösen Züchtern haben dann natürlich auch ihren Preis, der aber angesichts des hohen Aufwands, den diese Züchter betreiben, auch gerechtfertigt ist. Es spricht für mich daher gar nichts dagegen, sich eine Rassekatze zu nehmen, solange man wirklich gut darauf achtet, diese aus einer guten Cattery zu holen und nicht irgendwo beim Hinterhofvermehrer billig zu erstehen."

1. Auswahl der richtigen Katze

User Jahn R. zur Auswahl der "richtigen" Katze: Die "Katze sollte einem zugehen. Diese Katze sollte man auch nehmen! Katzen (auch Hunde) haben ihre Präferenzen. Warum sich eine Katze einen bestimmten Menschen aussucht, indem sie ihm zugeht, weiß man nicht. Aber wer sich die Katze nimmt, die ihm zugeht, hat auch die richtige Wahl getroffen. Ich berichte da aus eigener Erfahrung und der Erfahrung von drei weiteren Katzenhalterinnen. Im Vergleich mit anderen Katzenhaltern gab es viel weniger Probleme."

Wie User Jahn R. richtig bemerkte, haben auch Katzen ihr menschliches Beuteschema. Als wir Yuri zum ersten Mal sahen, machte er sofort durch dasselbe Miauen auf sich aufmerksam, das uns jetzt tagtäglich begleitet. Kaum auf dem Arm, schnurrte er wie ein Traktor und leckte mit seiner Reibeisenzunge meine Nase. Der charmante Jungkater hatte seine Wahl getroffen. Pavels Casting fand im Großfamilienverband statt: Während uns seine Mutter, die Tanten, kastrierten Onkel und 14-wöchigen Geschwister um die Beine strichen und abtasteten, schlief der Prinz auf dem Kratzbaum. Gerade als sich der Liebste für Pavels helleren Bruder entscheiden wollte, warf er uns ein krächzendes Miau hin und sprang auf meinen Arm. Wer kann da schon widerstehen?

2. Alter von Katzenwelpen

Laut hiesigem Tierschutzgesetz ist die Abgabe von Welpen über acht Wochen erlaubt. Allerdings ist dringend davon abzuraten, die Kätzchen bereits in diesem Alter von der Mutter und den Geschwistern zu trennen. Zwar sind wichtige Sozialisationsphasen wie die der Umwelt-Objekt- sowie Freund-Feind-Prägung bis zur siebten Woche abgeschlossen, aber gerade bis zur zwölften Woche lernen die Kleinen noch viele Feinheiten im Umgang miteinander im Familienverband. Da es im Reifungsprozess auch Rasseunterschiede gibt, ist für manche Katzen eine Abgabe zwischen 14. und 16. Woche ratsam, wie auch User advocem das vorschlägt:

"Will man eine Katze, die gut erzogen ist und schon alles weiß und kennt, das man für ein sorgloses und problemfreies Leben als Wohnungskatze braucht, dann sollte man sie ohnehin möglichst lange bei Katzenmutter und -geschwistern lassen. 15 bis 16 Wochen sind sicher ein ideales Alter für den Auszug. Viele wollen aber möglichst früh 'ihre' Babykatze, weshalb die halt leider sehr oft viel zu früh vom Wurf weggenommen werden. Bei Bauernhofkatzen mag das notgedrungen manchmal nicht anders möglich sein, aber ein verlässlicher Züchter wird nie eine Katze jünger als 15 Wochen aus der Hand geben."

Sicher gibt es Katzen, die die frühe Abgabe problemlos wegstecken. Oft werden aber auch Verhaltungsstörungen wie das Saugen an der eigenen Schwanzspitze, den Pfotenballen oder an Gegenständen nicht als solche erkannt.

3. Kastrationspflicht

User com.spam: "So ein Artikel würde sich perfekt dafür eignen, auf die Kastrationspflicht und mit den Mythen 'einmal rollig werden lassen', 'einmal werfen lassen' aufzuräumen ..."

In Anlage 1 des Tierschutzgesetzes unter Punkt 2. Mindestanforderung für die Haltung von Katzen findet sich folgender Absatz:

"(10) Werden Katzen mit regelmäßigem Zugang ins Freie gehalten, so sind sie von einem Tierarzt kastrieren zu lassen, sofern diese Tiere nicht zur kontrollierten Zucht verwendet werden oder in bäuerlicher Haltung leben."

In der Vergangenheit hat der Ausdruck "bäuerliche Haltung" für Verwirrung gesorgt: Es wurde angenommen, dass damit Bauernhofkatzen gemeint wären und diese somit nicht kastriert werden müssten. In einer Stellungnahme zu einer Petition zur Änderung der Tierhaltungsverordnung diesbezüglich, hielt das BMG jedoch fest:

"Gemeint sind damit nicht Katzen, die der Landwirt tatsächlich als Heimtier hält. Für diese Katzen gelten zweifellos die selben Bestimmungen hinsichtlich der Tierhaltung wie für die Haltung aller anderen Katzen auch, dh. die Regelungen über Unterbringung und Pflege und insbesondere auch die Pflicht zur Kastration."

Ob eine Katze vor der Kastration rollig war oder nicht, spielt keine Rolle, währenddessen sollte sie aber nicht kastriert werden. Einige Wissenschaftler meinen sogar, die Hormonbelastung während der Rolligkeit begünstige Tumore und Zysten. Auch der oftbeschworene "einmalige" Wurf ist unnötig. Für die Katze macht es absolut keinen Unterschied, ob sie vor der Kastration geworfen hat oder nicht. Man "produziert" einfach nur mehr Katzenwelpen, die man aller Wahrscheinlichkeit nach nicht selbst behält.

4. Running Gag des Forums: Katzen essen

"Suche Katzen zum dünsten!" (User Fapman), "am besten sind Katzen immer noch gut durchgebraten am Teller liegend" (User Sag Danke!), "Glückliche Katze macht man mit Wacholder und Lorbeerblatt, aufgießen mit reschem Weißwein, weichdünsten. Beilage: Zwiederwurzen mit frisch geriebenen Kren, Reis" (User et al.).

Zum Abschluss noch kurz zum Running Gag des Forums: Ob Katze zum Dünsten, gut durchgebraten oder mit Wacholder und Lorbeerblatt: Unter § 6 Verbot der Tötung ist im österreichischen Tierschutzgesetz sogar ausdrücklich untersagt, Katzen und Hunde zur Gewinnung von Nahrung oder anderen Produkten zu töten. Dazu müssen Sie wohl in die Schweiz. (Nicole Rauscher, derStandard.at, 16.3.2015)