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In leuchtendem Gelb lugt der erste Frühlingsbote aus dem Boden.

Foto: apa/dpa/pleul

Gartlerwitze gehören mit zum Übelsten, was man in Saunen oder an Würstelständen zu hören bekommt: "Geht ein Kikeriki zum Tierarzt. Nach intensiver Untersuchung meint dieser mit sorgenvoller Miene: Sie haben Hahnenfußgewächse." So oder so ähnlich klingen Schenkelklopfer, wenn Gartler aufeinandertreffen. Aber bitte nichts gegen Hahnenfußgewächse!

Kommt der Gartler, im Spätwinter von seiner Agoraphobie aus der Gärtnerei gejagt, heim in den Garten, so sind die Hahnenfußgewächse oft das Einzige, was ihm Halt und Rückhalt gibt. Denn zu diesen Gewächsen, auch Ranunculaceae genannt, gehören die Cimifugeae mit ihrer Gattung Eranthis, den Winterlingen. Und Winterlinge, genauer Eranthis hyemalis, sind quasi die Antidepressiva des Gartlers und der Gärtnerin.

Wenn der Winter zu lange dauert, wenn das Grau nicht dem Blau weichen will und dreckige Schneehaufen die Straßen säumen, dann muss man was für die Befindlichkeit tun. Wenn gegen Winterende Gartlerin und Gärtner die Amsel imitierend heftig im Laub und toten Geäst auf dem Boden scharren, so entdecken sie zumeist die ersten Winterlinge. Knallig gelb, ohne je dabei vulgär zu sein, leuchtet die Pflanze dem Gartler gute Laune entgegen.

Winterlicht

Im Licht der Winterlinge stehen Gärtnerin und Gartler wie die Prolos im Solarium. Sie genießen die verschwenderische Üppigkeit der Farbe, laben sich an der Reinheit der Blütenkelche und freuen sich über den grünen Blätterkranz, der das Gelb der Blüte ziert wie eine Perlenkette Grace Kellys Hals.

Mehr Winterlinge braucht das Land, oder zumindest mein Garten, denken sich dann die meisten Gartler und erkundigen sich rasch, wie sie das denn für das kommende Jahr bewerkstelligen können. Zuerst beruhigt die Information, dass Winterlinge ausdauernde, krautige Pflanzen sind. Was heuer blüht, kommt auch im nächsten Jahr wieder, fein.

Kauft man ganze Pflanzen, sollte man die Rhizome über Nacht wässern und gut fünf Zentimeter tief im Beet eingraben. Der Winterling hat es gerne feucht im Winter - im Halbschatten scheint er sich am wohlsten zu fühlen. Ihn auszusäen ist etwas für Geduldige, blühen so gezogene Pflanzen doch erst nach vier bis fünf Jahren. Nach dem Verblühen sollte man sein Laub stehen lassen, bis es vergilbt ist. Das hilft, die Knolle gesundzuhalten.

Ein wenig Humusgaben im Spätherbst, kombiniert mit dem Lockern des Bodens - und schon kann das Warten auf die wirklich ersten Frühlingsboten beginnen. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 20.3.2015)