Es ist eine Sensation: Gleich drei Rieslinge des Moselwinzers Markus Molitor wurden kürzlich mit 100 Parker-Punkten bewertet. Nur drei deutsche Weingüter erreichten bislang die Höchstwertung. Um seine Altersvorsorge braucht sich Molitor jedenfalls keine Sorgen mehr zu machen: Wenn er will, kann er die Weine jetzt zum zehnfachen Preis verkaufen.
Robert Parker ist der mächtigste Weinkritiker der Welt. Im Alleingang hat er eine Marke aufgebaut, die die Weinwelt veränderte. Vor allem im Bordeaux, der bekanntesten Weinregion der Welt, bestimmte der Amerikaner über Gedeih oder Verderb von jahrhundertealten Winzerdynastien.
100 Punkte & der Aktienwert
Das Urteil eines einzigen Mannes konnte den Aktienwert von Weinen über Nacht in schwindelerregende Höhen katapultieren. Kein Wunder, dass sich auch renommierte Châteaus dem Weingeschmack Parkers anbiederten. Das Verhältnis der Winzer zu Parker ist durchschaubar: Werden sie schlecht beurteilt, verteufeln sie ihn, bekommen sie hohe Bewertungen, verehren sie ihn.
100 Parker-Punkte sind für Weinmacher immer noch eine Art Lotto-Sechser, auch wenn Parker sich als Chef zurückgezogen hat: 2012 verkaufte er sein Unternehmen an asiatische Fonds-Manager. Geblieben ist die Macht seiner Marke. Ein Phantom, das der Weinwelt seinen Geschmack diktiert. (Christina Fieber, Rondo, DER STANDARD, 20.3.2015)