Paris - Trotz besserer Aussichten für das Wachstum in der Eurozone warnt die OECD vor einer neuen Finanzkrise: Die Organisation der führenden Schwellen- und Industrieländer sagte am Mittwoch in Paris in ihrem neuen Wirtschaftsausblick zwar ein um 0,3 Punkte höheres Wachstum von 1,4 Prozent für die Eurozone in diesem Jahr und 2 Prozent im nächsten Jahr voraus.

Zugleich ist die OECD aber wegen der Deflationstendenzen besorgt und befürchtet, dass es wegen der extrem niedrigen Zinsen weltweit zu einer neuen Finanzkrise kommen könnte.

Für Deutschland sagt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ein Wachstum von 1,7 Prozent heuer und 2,2 Prozent im nächsten Jahr voraus. Frankreich und Italien schneiden deutlich schlechter ab mit 1,1 Prozent bzw. 0,6 Prozent in diesem Jahr (2016: 1,7 bzw. 1,3 Prozent). Die Eurozone könne der Stagnation dank der "mutigen" Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) entgehen, urteilt die Organisation. Auch die niedrigeren Ölpreise führen die OECD-Ökonomen in dem Zwischenbericht als Grund für die Besserung an.

Doch während die OECD im November noch die Probleme der Eurozone als eine Hauptgefahr für die Weltwirtschaft ansah, warnt sie nun vor "Sturmwolken", die aus anderen Gründen aufziehen könnten. Das wirtschaftliche Umfeld sei "ungewöhnlich": negative Inflationsraten in zahlreichen Ländern und historisch niedrige Zinsen weltweit. Bis zu einem bestimmten Punkt seien die beiden Phänomene willkommen, aber sie seien nun "Quelle wachsender Sorgen".

Warnung vor Deflation

So schätzt die OECD, dass die Wirtschaft vor allem in Europa durch eine Deflation gelähmt werden könnte, sollten die Preise nicht anziehen. Bei den Zinsen besteht nach Ansicht der OECD angesichts des Ausmaßes der Absenkung die Gefahr, dass die Märkte durch die enorme Liquidität blind zu hohe Risiken eingehen. "Eine schlechte Einschätzung des Risikos war im Zentrum der vorangegangenen Finanzkrise (von 2008) und es scheint wohl, dass dieses Phänomen heute wieder auftaucht", warnt die Organisation.

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) ist wegen der Risiken vieler Investoren und der starken Bewertung mancher Vermögenswerte besorgt, was deutliche Korrekturen zur Folge haben könnte. Bisher spricht IWF-Chefin Christine Lagarde aber nicht von einer "Blase".

Die OECD, in der sich 34 Industrie- und Schwellenländer zusammengeschlossen haben, sagt für die USA in diesem Jahr ein Wachstum von 3,1 Prozent und dann 3 Prozent im nächsten Jahr voraus. Auch für China bleibt die Vorhersage mit 7 Prozent für dieses und 6,9 Prozent für das nächste Jahr fast unverändert.

Für Indien hob die OECD hingegen die Wachstumsaussichten auf 7,7 Prozent in diesem und 8 Prozent im nächsten Jahr an. Unter anderem wegen des niedrigen Ölpreises geht die OECD hingegen bei Brasilien in diesem Jahr von einem Minus von 0,5 Prozent und im nächsten Jahr von einem Wachstum von nur 1,2 Prozent aus. (APA, 18.3.2015)