Wels – Die Wogen rund um das Erlebnisbad Welldorado in Wels schlagen immer höher. Ende Jänner wurde bekannt, dass eine Kassiererin jahrelang Eintrittsgelder veruntreut haben soll. Von immerhin 270.000 Euro war die Rede. Der Kontrollausschuss des Magistrats stieß bei seiner Prüfung auf weitere Fehlbeträge. Die Schadenssumme stieg auf 360.000 Euro an. Und jetzt weitete die Staatsanwaltschaft Wels ihre Ermittlungen gegen eine zweite Kassiererin aus.

Staatsanwältin Birgit Ahamer bestätigt, dass mittlerweile auch noch gegen eine weitere Person wegen des Verdachts der Unterschlagung ermittelt wird. Ob der_Rückschluss zulässig sei, dass hier systematisch ein städtischer Betrieb geschädigt wurde, kann Ahamer nach derzeitigem Stand der Erhebungen noch nicht sagen. Zumindest scheint die ursprüngliche Theorie einer_Einzeltäterin, die wegen einer privaten Not situation gestohlen haben soll, nicht zuzutreffen. Mittlerweile wurde von der Staatsanwaltschaft ein Sachverständiger beauftragt, der die Abrechnungen des Bades prüfen soll.

Ende November war der Fall durch eine anonyme Anzeige bei der Magistratsdirektion ins Rollen gekommen. Seit 2006 soll sich eine Kassiererin regelmäßig Eintrittsgelder einverleibt haben. Aufgefallen sind die Fehlbeträge bei der Stadt niemandem. Erst im August 2014 wollen zwei Vorgesetzte von den Malversationen erfahren haben, informierten jedoch weder den Bürgermeister noch erstatteten sie Anzeige. Vielmehr versuchten sie in Eigenregie, die heikle Situation zu klären. Man einigte sich mit der Frau auf eine Rückzahlung von 22.000 Euro, ohne jedoch die genaue Summe des Fehlbetrags zu kennen

Schwere Dienstverfehlung

Bürgermeister Peter Koits (SPÖ) sah anfangs keinen Grund die Vorgesetzten ihres Dienstes zu entheben. Im Kontrollbericht der Stadt werden den beiden dann jedoch sehr wohl schwere Vernachlässigungen der Dienstpflichten vorgeworfen. So wurden sie wenigstens versetzt und ihrer leitenden Funktionen enthoben. Die Staatsanwaltschaft hat gegen die zwei wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs die Ermittlungen aufgenommen.

Sicher ist inzwischen, dass sich die Stadt selbst beim Finanzamt anzeigen wird. Die unterschlagenen Eintrittsgelder hätten versteuert werden müssen. (ker, DER STANDARD, 19.3.2015))