Was wird Nintendo nächstes Jahr enthüllen?

Foto: Nintendo

Nintendos Anfang der Woche vorgestellte und breit angelegte Mobile-Gaming-Initiative wurde nicht zufällig von der Ankündigung einer neuen Spielkonsole begleitet. Dass eine weitere Spielkonsole mit dem Codenamen NX in Arbeit ist, ohne Details zu verraten, wurde wohl ausschließlich deshalb bekanntgegeben, um die Fanbasis davon zu überzeugen, dass Nintendo auch weiterhin seinen Wurzeln treu bleibt. Wenngleich man "Super Mario" schon bald auf Smartphones und Tablets spazieren führt, um dutzende Millionen neuer Kunden zu gewinnen, will man weiter die Zukunft der dedizierten Gaming-Systeme mitgestalten.

Bereits nächstes Jahr will das Unternehmen sein "komplett neues Gaming-Konzept" präsentieren. Schließt man dabei auf Nintendos bisherige Ankündigungs- und Veröffentlichungsgewohnheiten, könnte das bedeuten, dass die nächste Konsole bereits 2017 auf den Markt bringt - und damit die Wii U nach nur fünf Jahren ablöst.

Eingeständnis des Scheiterns?

Wie manche Branchenbeobachter kommentieren, zeuge dies von einem Eingeständnis, dass der japanische Konzern bei seinem Konsolenangebot künftig vieles anders machen muss. Trotz eines zunehmend stärker werdenden Spielportfolios aus den eigenen Reihen, hat die Wii U nicht nur zahlenmäßig bisher ein relativ kleines Publikum erreichen können, sondern auch umsatztechnisch Nintendos Erwartungen bei weitem nicht erfüllen können.

"Wenngleich die vorgestrige Pressekonferenz eine Fülle unbeantworteter Fragen zurückgelassen hat, lässt sich eine sehr reale Sache mitnehmen: Nintendo hat nun für die Wii U still und leise einen Platz am Friedhof reserviert", schreibt die Seite Eurogamer. "Die Ankündigung (der NX, Anm.) war eine Bekräftigung Nintendos Treue zu dedizierten Gaming-Plattformen, aber auch ein Eingeständnis dessen, mit dem letzten Versuch gescheitert zu sein." Nicht nur konnte die Wii U in ihren ersten zwei Jahren nicht einmal 10 Millionen Spieler für sich gewinnen, auch hat Nintendo in dieser Zeit fast zur Gänze die Unterstützung durch die großen Dritthersteller wie EA, Activsion, Take-Two oder Ubisoft verloren.

Geschwister-Konsolen?

Was auch immer sich Nintendo für seine nächste Konsole einfallen lassen hat, klar ist, dass es in einigen Bereichen viel Aufholbedarf gibt. Insbesondere bei der dahinterstehenden Netzwerkinfrastruktur, der Online-Anbindung und der Kommunikation zwischen Handheld-Geräten und Heimkonsolen will der Konzern vieles verbessern und vereinfachen. Der neue Mobile-Partner DeNA soll helfen, eine einheitliche Plattform aufzubauen, die Nintendos Systeme von der Heimkonsole über Handheld bis Mobile miteinander verbindet und ein gemeinsames System für Store, Multiplayer-Gaming und Messaging bietet. Die Inspiration durch etablierte Ökosysteme wie Sonys PlayStation Network oder Microsofts Xbox Live liegt auf der Hand.

Spannend ist die Frage, welchen Weg Nintendo bei der Hardware der NX selbst eingeschlagen hat. Vorangegangenen Aussagen nach habe man die Bemühungen intensiviert, für Handheld und Heimkonsole einheitliche Entwicklungsumgebungen zu kreieren, um den parallelen Output von Spielen zu erhöhen. Nintendo-Bloggerin Emily Rogers vermutet basierend darauf einen ähnliche Entscheidung auf Hardware-Seite. "Die nächste Konsole, der nächste Handheld teilen sich eine ähnliche Architektur und das Betriebssystem", vermutet Rogers und führt dies auf Nintendos offiziell verlautbarte Entwicklungsstrategie zurück. "Sie werden Geschwister sein, kein Hybrid. Deshalb vermute ich, dass sie gemeinsam 2017 erscheinen werden."

Hybrid?

Nintendos Zweigleisigkeit heizt allerdings noch radikalere Spekulationen an, wonach die nächste Konsole des Herstellers beide Plattformen miteinander vereint. "Nintendo sagt nicht, ob die NX eine Heimkonsole oder ein Handheld wird. Das bekräftigt meine Vermutung, dass sie beides sein wird", meint Kotaku-Chefredakteur Stephen Totillo.

So oder so dürfte dies einen radikalen technischen Wandel bedeuten. Sofern Nintendo tatsächlich eine einheitliche oder zumindest zwei kompatible Hardware-Plattformen etablieren will, müssen sie auf eine gemeinsame, skalierbare Chip-Architektur setzen. Dies würde nach vielen Jahren den Abschied von der PowerPC-Architektur bedeuten, die Nintendo seit dem Gamecube für seine Heimkonsolen einsetzt. Vielleicht öffnet sich das Traditionsunternehmen damit nicht nur bei seinen Spielen der Mobile-Welt, sondern auch bei seinen Kernsystemen und baut seine nächste Konsole(n) auf den technischen Gerüsten moderner Tablets und Smartphones auf. (Zsolt Wilhelm, 19.3.2015)

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