Wien - Teile des Balkan sind nach Ansicht von Fachleuten ein bisher weitgehend unbeachteter Hort von radikalen Islamisten. Die Region sei "eine Art toter Winkel in der Bekämpfung von Radikalisierung", heißt es in einem Bericht einer österreichischen Sicherheitsbehörde, welcher der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Wien vorliegt.

In den vergangenen Jahren habe die Gründung sogenannter "Salafistendörfer" vor allem in Bosnien-Herzegowina die Radikalisierung und die Rekrutierung von Kämpfern gefördert. Diese Dörfer trügen maßgeblich dazu bei, Subkulturen und abgeschottete Milieus zu etablieren. Die Sicherheitsbehörden stünden vor große Herausforderungen, heißt es in dem laut Innenministerium nicht öffentlichen Bericht vor einer Anti-Terror-Konferenz mit mehreren Ministern des Westbalkan am morgigen Freitag in Wien.

Die Rekrutierung junger bosnischer Muslime und ihre ideologische Manipulierung stellten angesichts "der schlechten wirtschaftlichen und sozialen Lage in Teilen des Westbalkans, der Perspektivlosigkeit der Jugend und der interethnisch gespannten politischen Situation in Bosnien und Herzegowina eine ernstzunehmende Gefahr dar", heißt es in dem Bericht laut dpa weiter.

Es gebe Informationen, dass diese Radikalisierung durch Gelder aus dem Ausland unterstützt werde. So würden junge Männer dafür bezahlt, sich lange Bärte wachsen zu lassen sowie Frauen dafür, dass sie sich in der Öffentlichkeit voll verschleiert bewegten, mit dem Ziel, das Stadtbild zu verändern.

Es wird auch darauf hingewiesen, dass Bosnien-Herzegowina bereits Maßnahmen gegen die Radikalisierung getroffen hätten. So sei das Strafgesetz geändert und die strafrechtliche Verfolgung von terroristischen Organisationen, die Unterstützung solcher Netzwerke und die Teilnahme an Kampfhandlungen erleichtert worden. Eine Reihe von Festnahmen belege den Anti-Terror-Kampf der heimischen Behörden. (APA, 19.2.2015)