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Eine Gruppe von "Bible Believers" bei einem Protest in Washington im Jahr 2015.

Foto: EPA/PETE MAROVICH
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Senator Ted Cruz, Republikaner aus Texas, ist eines der Liebkinder der Evangelikalen.

Foto: AP Photo/Caledonian-Record,Paul Hayes

Washington – David Lane hat eine Mission. "Eine Armee. Das ist das Ziel", sagte er zur "New York Times". Der bibeltreue Aktivist meint damit aber nicht eine militärisch einsetzbare Privatarmee. Lane reist derzeit durch die USA und versucht Geistliche davon zu überzeugen, sich politisch zu engagieren. Der Gründer der Organisation "American Renewal Project" nennt auch Zahlen: 1.000 evangelikale Pastoren sollen es sein, die sich bis 2016 für ein politisches Amt bewerben. Hinter diesem Engagement steht die Überlegung Lanes, auf diese Weise eine Art evangelikale Graswurzelbewegung entstehen zu lassen, die wiederum die Präsidentschaftswahl 2016 maßgeblich beeinflussen könnte. Derzeit besonders umgarnt werden der Senator Ted Cruz aus Texas und der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal – beide Republikaner. Cruz hat am Montag bekanntgegeben, für die Republikaner 2016 bei der Präsidentschaftswahl kandidieren zu wollen.

Bewegung von unten

Der 60-jährige Lane engagiert sich schon seit Jahrzehnten für die evangelikale Bewegung. Er selbst erzählt auch von einem Erweckungserlebnis nach einer Zeit, in der er eher dem Alkohol als der Bibel zusprach. Lanes aktueller Ansatz weicht von dem von der evangelikalen Bewegung bisher verfolgten erheblich ab. Es soll eine Bewegung von unten entstehen, deren Positionen bei Wahlen nicht mehr ungehört bleiben können.

Bibel wörtlich verstehen

Evangelikale verfolgen eine theologische Richtung innerhalb des Protestantismus. Zu den Grundpfeilern ihres Glaubens gehört die persönliche Beziehung zu Jesus Christus ebenso wie die zentrale Stellung der Bibel, deren Inhalt von einigen auch als irrtumsfreies Wort Gottes gesehen wird. Weil Religionszugehörigkeit in den USA nicht offiziell erfasst wird, ist es schwer zu sagen, wie viele US-Bürger sich genau zum evangelikalen Glauben bekennen -– laut einer Umfrage des Pew Research Centers aus dem Jahr 2007 sind es rund 26 Prozent der Bevölkerung. Ihre politische Einstellung ist gelinde gesagt konservativ: Evangelikale sind radikale Abtreibungsgegner und sprechen sich vehement gegen die Ehe gleichgeschlechtlicher Partner aus.

Der politische Einfluss der Evangelikalen schwankt zwar, irrelevant waren sie allerdings nie. Der bisherige Höhepunkt ihrer politischen Macht begann in den 1980er-Jahren mit der Präsidentschaft des Republikaners Ronald Reagan, zu dessen Wahlerfolg sie auch maßgeblich beitrugen, schreibt das Magazin "The Atlantic". In den darauffolgenden Jahrzehnten unter den Präsidenten Reagan und Bush Senior sowie Bush Junior büßten die Evangelikalen wenig an ihrer Machtstellung ein. Mit der Wiederwahl von Barack Obama im Jahr 2012 schien sich das Blatt zu wenden. Obwohl sich die Evangelikalen hinter den Republikaner Mitt Romney stellten, war dem amtierenden demokratischen Präsidenten Barack Obama der Wahlsieg nicht zu nehmen.

Weniger Mitglieder, weniger Einfluss

Es sind mehrere Faktoren, die zum Einflussverlust der Evangelikalen führten: Andere, eher demokratisch wählende religiöse Gruppen sind stärker gewachsen, die allgemeine kulturelle Relevanz der Kirchen ist schwächer geworden, und die starken Persönlichkeiten in der evangelikalen Bewegung haben lange gefehlt.

Hier kommt nun wieder David Lane ins Spiel. Er versucht den Evangelikalen neuen Schwung zu geben und sie wieder als politischen Faktor zu stärken. Das macht er natürlich nicht als One-Man-Show. Unterstützung bekommt Lane von der American Family Association (AFA). Diese 1977 gegründete Organisation sieht sich laut Selbstbeschreibung auf der Website als "Frontkämpfer im amerikanischen Kulturkrieg". Das Southern Poverty Law Center (SPLC), eine gemeinnützige Organisation, die sich gegen Rassismus und für Bürgerrechte einsetzt, hat die AFA als sogenannte "Hate Group" eingestuft. Eine "Hate Group" kennzeichnet Hass und Feindseligkeit gegenüber einer anderen Gruppe aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht, Religion, sexueller Orientierung. Im Fall der AFA sind vor allem Homosexuelle Ziel der Attacken.

Finanzen und Datenbanken

Lane bestreitet, im Auftrag der AFA unterwegs zu sein, er würde seine Reisekosten durch eine Handvoll wohlhabender Spender finanzieren. Konkrete Namen nennt er freilich nicht. Die AFA würde ihm lediglich bei juristischen Fragen und der Buchhaltung unterstützen. Im Gegenzug dafür kann die AFA ihr Label auf alle von Lane organisierten Veranstaltungen drucken und die von Lane rekrutierten Pastoren in ihre Kontaktdatenbank aufnehmen – die Datenbank, aus der sich die Armee, von der Lane sprach, wohl rekrutieren lässt. (Michaela Kampl, derStandard.at, 20.3.2015)