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Zerstörung in einer Moschee in Sanaa, die am Freitag Ziel eines Anschlags wurde.

Foto: APA/EPA/YAHYA ARHAB

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Huthi-Rebellen an einem der Anschlagsorte in Sanaa.

Foto: AP Photo/Hani Mohammed

Sanaa – Bei Selbstmordattentaten auf mehrere Moscheen in der Hauptstadt Sanaa sind am Freitag 142 Menschen getötet und 351 weitere verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die IS-Miliz hat sich zu den Anschlägen bekannt, wie aus einer am Freitag im Internet veröffentlichten Botschaft hervorgeht. Zuvor war die Terrormiliz im Jemen – anders als Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel, die einige Gebiete kontrolliert – kaum in Erscheinung getreten.

Ein Sprecher des Präsidialamts in Washington sagte allerdings, die USA könnten nicht bestätigen, dass die Anschläge wirklich auf das Konto der IS gingen. Es gebe keine klare Verbindung zwischen den Attentätern und der Islamisten-Miliz.

Mehrere Explosionen

Nach Angaben von Rettungskräften und Augenzeugen sprengte sich zunächst ein Attentäter in der Badr-Moschee im Süden von Sanaa in die Luft, eine zweite Explosion gab es, als die Gläubigen aus dem Gotteshaus flohen. Ein weiterer Selbstmordanschlag richtete sich gegen die Al-Hashahush-Moschee im Norden der Hauptstadt, wie Zeugen berichteten. Eine weitere Bombe explodierte vor einem Regierungsgebäude in der nördlichen Provinz Saada, wo die Huthi-Rebellen ursprünglich herkommen. Die Bombe explodierte jedoch nach Angaben eines Mitarbeiters der Sicherheitskräfte zu früh, so dass nur der Angreifer selbst umgekommen sei.

Am Donnerstag hatte der Machtkampf zwischen der Huthi-Miliz und Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi die südliche Küstenstadt Aden erreicht. Bei Kämpfen zwischen Anhängern und Gegnern des Präsidenten um die Kontrolle des Flughafens wurden mindestens elf Menschen getötet und über 50 weitere verletzt. Ein Kampfflugzeug griff Hadis Palast an, wo er seit seiner Flucht aus Sanaa lebte.

Huthis seit September an der Macht

Die Anschläge waren die schlimmsten, seit die Huthis im September 2014 die Kontrolle über die Hauptstadt Sanaa übernommen hatten. Anfang Februar 2015 setzten sie dann auch alle politischen Institutionen außer Kraft. Seither regieren sie mit einem Obersten Sicherheitsrat.

Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi, der sich selbst immer noch als legitimes Staatsoberhaupt betrachtet, floh in den Süden. Er versuchte in der Hafenstaat seine Machtbasis einzurichten. Dort haben inzwischen auch die Golfstaaten, die Hadi unterstützen, ihre Botschaften eingerichtet.

Bereits am Donnerstag war die Lage in Aden eskaliert. Huthi-Anhänger und Milizen, die loyal zum 2012 entmachteten Ex-Präsidenten Ali Abdullah Saleh stehen, hatten den Flughafen angegriffen. Sie wurden nach langen Auseinandersetzungen von Volksmilizen und Hadi-treuen Kräften besiegt. Dabei gab es 13 Tote.

"Iranische Klienten"

Hadi selbst musste später an einen sicheren Ort gebracht werden, nachdem sein Palast im Zentrum von Aden von tieffliegenden Flugzeugen angegriffen worden war. Hadi sprach von einem Putschversuch des alten Regimes und von iranischen Klienten. Als solche gelten den sunnitischen Hadi-Anhängern die schiitischen Huthis. Auch Freitag gab es Meldungen über Luftangriffe in Aden.

Beide Seiten erklären zwar, die Lösung des Konfliktes könne nur eine politische sein; aber seit drei Monaten ist es nicht gelungen, einen serösen Dialog aufzunehmen. Derzeit kann man sich nicht einmal auf einen Verhandlungsort einigen. Und so wird der politische Konflikt immer mehr zu einem militärischen Kräftemessen, in dem auch Al-Kaida und Stammesmilizen mitmischen.

UN-Vermittler Jamal Benomar rief am Freitag die jemenitischen Behörden, politischen Kräfte und bewaffneten Gruppen auf, Zurückhaltung zu üben. Sie sollten das nationale Interesse im Auge behalten. Er warnte, mit der jüngsten Eskalation der Gewalt drohe das Land mehr denn je in eine flächendeckende Konfrontation zu geraten. (APA / afr, derStandard.at, 20.3.2015)