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Immer mehr Menschen suchen in der EU um Asyl an.

Foto: AP/ALVARO BARRIENTOS

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Grafik: APA

Die Flüchtlingskrisen der Welt schlagen sich im unionsweiten Vergleich in Österreich besonders stark nieder. 2014 wurden in der EU um 44 Prozent mehrAsylanträge gestellt. Hierzulande waren es plus 60 Prozent.

Wien/Brüssel - Der Bürgerkrieg in Syrien, die fortgesetzt unsichere Lage in Afghanistan und eine Reihe anderer ungelöster politischer Konflikte weltweit treiben immer mehr Menschen in die Flucht. 2014 schlug sich das erwartungsgemäß auch in den EU-weiten Asylantragszahlen nieder.

Laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) ersuchten unionsweit im vergangenen Jahr 2014 um 44 Prozent mehr Menschen als 2013 um internationalen Schutz: insgesamt 625.000 Personen. Zum Vergleich: Allein aus Syrien sind laut UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR seit Krisenbeginn 3,7 Millionen Menschen geflohen.

Anstieg in Österreich

In Österreich war die Asylantragssteigerung ausgeprägter als im EU-Durchschnitt. 2014 wurden hierzulande um 60 Prozent mehr Schutzersuchen als im Jahr davor gestellt. Mit insgesamt 28.000 Anträgen wurde damit aber nicht die im Jahr 2002 erfasste bisherige Höchstzahl erreicht, als insgesamt 39.354 Asylwerber registriert wurden.

Diese Zahl könnte laut Experten heuer aber erreicht oder sogar übertroffen werden - aufgrund der sich weiter vertiefenden Krisen, vor allem im Nahen Osten. Schon 2014 stellten Syrer EU-weit 20 Prozent aller Asylanträge, in Österreich 28 Prozent.

Insgesamt verzeichnete Österreich im vergangenen Jahr mit 3,3 Asylanträgen pro tausend Einwohnern unionsweit die diesbezüglich dritthöchste Quote. Spitzenreiter hier war Schweden (8,4), gefolgt von Ungarn (4,3), wobei laut Anny Knapp von der NGO Asylkoordination bei diesen Zahlen ein Verfälschungseffekt wirke: "Der Antrag eines Flüchtlings, für den aufgrund der Dublin-III-Verordnung ein anderer Staat als jener zuständig ist, in dem er sich gerade befindet, wird in beiden Staaten erfasst." Somit würden in Österreich etwa Anträge von Menschen mitgezählt, die sich schon wieder in Italien befänden.

Flüchtlings-Transitland

Dass das Asylantragsplus in Österreich deutlich höher als im EU-Durchschnitt ist, hat laut Innenministeriumsprecher Karl-Heinz Grundböck zudem "mit der geografischen Lage des Landes" zu tun. Tatsächlich, so Asylexpertin Knapp, sei Österreich für Flüchtlinge ein Transitland auf dem Weg weiter nach Westeuropa - sowohl für jene, die es als Boatpeople übers Mittelmeer, als auch für jene, die es über die Balkan-Route via Serbien in die EU geschafft haben. Aufgrund zahlreicher Kontrollen, etwa am Brenner oder auf der Westbahnstrecke, würden sie gestoppt und stellten hierzulande einenAsylantrag. (bri, DER STANDARD, 21.3.2015)