Zürich - Die FIFA hat sich mit der European Club Association (ECA) über eine Kompensationszahlung bis zur WM 2022 in Katar geeinigt und greift dafür tief in die Tasche. Wie der Fußball-Weltverband am Freitag bestätigte, werden für die Turniere 2018 in Russland und danach in Arabien jeweils 209 Millionen Dollar (rund 195 Millionen Euro) bezahlt und damit fast die dreifache Summe im Vergleich zur WM 2014.
Mitspracherecht für Spitzenvereine
Zudem sollen die Top-Vereine mehr Mitspracherecht bei der Gestaltung des internationalen Spielkalenders erhalten. Die Vereinbarung folgt einen Tag nach dem FIFA-Beschluss, die WM in Katar im November und Dezember 2022 mit einem Endspiel am 18. Dezember auszurichten. Die Winter-WM war von den europäischen Profiligen und den großen Klubs immer harsch kritisiert worden.
Bayern Münchens Vorstandschef und ECA-Vorsitzender Karl-Heinz Rummenigge begrüßte die Vereinbarung. "Aus Sicht der ECA ist das ein sehr erfreuliches Ergebnis. Es markiert einen weiteren Meilenstein, den der europäische Klub-Fußball gesetzt hat", wurde Rummenigge in einer Mitteilung zitiert.
Offenbar fließt das Geld aber nur an die Vereine, die auch Spieler abstellen. Inwiefern Klubs, die keine WM-Teilnehmer aufbieten, für ihre Einnahmeausfälle entschädigt werden sollen, war zunächst noch unklar.
Neue Länderspieltermine gesucht
Mit dieser Kompensation ist es aber nicht getan. Als erster Kontinentalverbandschef erinnerte UEFA-Boss Michel Platini - Dauerrivale von FIFA-Chef Joseph Blatter - an die Interessen der nationalen Verbände, die in gut sieben Jahren zur ungewohnten Adventzeit um den WM-Pokal kämpfen und ihre regulären Länderspiele deshalb verschieben müssen.
"Aber die FIFA muss jetzt die internationalen Termine der Nationalverbände schützen - es gibt vier Länderspieltermine, die betroffen sein können. Sie sind die Lebensader der Nationalverbände", sagte Platini der britischen Nachrichtenagentur Press Association in Zürich.
Seine eigene Vorstellung von einem Endspiel am 23. Dezember hatte der UEFA-Chef im FIFA-Exekutivkomitee gegen den Blatter-Apparat nicht durchdrücken können. Die Niederlage verkaufte er als vermeintlich fairer Verlierer. "Der 18. Dezember ist in Ordnung für die UEFA, wir können die Änderungen für die Champions League vornehmen", sagte Platini.
Arbeitsgruppe für Spielplanumstellung, Blatter: Kein Boykott
Die FIFA will bald die Konsultationen für die notwendige Spielplanmodifizierung angehen. "Die Arbeitsgruppe für den internationalen Spielkalender wird sich in Kürze treffen, um den internationalen Spielkalender für den Turnus 2019-2022 zu finalisieren", kündigte der Weltverband an.
Einen Boykott der WM in Russland hält Blatter für ausgeschlossen. "Die WM wird in Russland stattfinden. Das ist sicher. Ein Boykott einer WM oder irgendeiner Sportveranstaltung führte noch nie zu einer Lösung", sagte er.
Der FIFA-Boss äußerte seine Zuversicht, dass die WM zu einer "Stabilisierung der Region führen wird, die sehr leidet". Fußball sei stärker als jede andere Bewegung. "In all diesen Ländern, in denen es kriegerische Auseinandersetzungen gibt, wird Fußball gespielt", verkündete er: "Fußball wird respektiert und weckt Hoffnung."
Der Weltmeister 2018 wird im übrigen am 15. Juli im Moskauer Luschniki-Stadion gekürt. Dort wird auch das Eröffnungsspiel am 14. Juni und eines Halbfinali stattfinden. Das andere Semifinale und das Spiel um Platz drei finden in St. Petersburg statt. (APA/sid, 20.3.2015)