Die Ukraine will laut ihrem Energieminister Wladimir Demtschischin ab 1. April kein russisches Gas mehr kaufen. "Wir brauchen derzeit kein russisches Gas zu kaufen. Wir werden einfach aufhören es zu kaufen", sagte Demtschischin. Details darüber, wie genau das funktionieren soll, sind nicht bekannt. Am Samstag hatte sich der Ukrainische Energieminister zuversichtlich gezeigt, dass Russland hinsichtlich des Preises unter Zugzwang stehe, weil höhere Importe aus der EU die Abhängigkeit von russischem Gas hätten sinken lassen.

Die Ukraine und Russland wollen aber ohnedies im April nach einer Lösung im Gasstreit suchen. Die geltenden Liefervereinbarungen laufen Ende des Monats aus. Russland und die Ukraine hatten sich im Oktober nach Monaten zäher Verhandlungen ein "Winterpaket" verständigt, das die Versorgung während der kalten Monate sichern sollte. Im nächsten Monat sollen neue Gespräche unter Vermittlung der Europäischen Union stattfinden, wie der russische Energieminister Alexander Nowak am vergangenen Freitag nach einem Treffen in Brüssel sagte.

Fahrplan für weitere Verhandlungen

Die Ukraine und ihr Gaslieferant Russland hatten dort zuvor über die Konditionen für eine längerfristige Gasversorgung verhandelt. Ziel der Zusammenkunft war es, einen Fahrplan für weitere Verhandlungen aufzustellen. Russland war nach den Worten Nowaks bereit, der Ukraine Vergünstigungen einzuräumen. Die Ukraine hat hohe Schulden bei Russland wegen unbezahlter Gasrechnungen. Die Versorgung der Ukraine mit Gas aus Russland ist bis Ende März gesichert. Die Zeit drängt: Zwar braucht die Ukraine im Sommer weniger Gas, sie muss die warmen Monate aber nutzen, um ihre Speicher für den nächsten Winter zu füllen.

Die Ukraine hatte bereits zu Jahresbeginn kundgetan, dass man heuer bis zu 60 Prozent des Gasbedarfs aus Europa beziehen werde, das damit dem bisherigen Hauptlieferanten Russland den Rang abläuft. Aus dem Nachbarland sollten 2015 maximal noch 40 Prozent und in einigen Jahren nur noch ein Drittel der Gas-Importe kommen, sagte der Chef des ukrainischen Versorgers Naftogas, Andrij Koboljew, in Davos.

Europas Lieferanten

Noch vor einigen Jahren lieferte Russland fast das gesamte Erdgas für die Ukraine. Vom Gesamtverbrauch von 70 Milliarden Kubikmetern kamen mehr als 50 Milliarden aus dem Riesenreich. Infolge des Ukraine-Konflikts und eines Streits über den Preis für das gelieferte Gas hatte sich die Ukraine sukzessive europäischen Lieferanten zugewandt. In diesem Jahr soll das meiste Gas von europäischen Versorgern wie RWE, GDF und Statoil geliefert werden.

Die wirtschaftlich angeschlagene Ukraine hat zuletzt ihren Energieverbrauch aber auch deutlich reduziert. Wegen der hohen Preise für das Gas aus Russland haben viele Unternehmen auf eine Versorgung mit Kohle umgestellt. Im vergangenen Jahr hat die frühere Sowjet-Republik lediglich 21 Milliarden Kubikmeter Gas eingeführt, fünf Milliarden Kubikmeter kamen aus Europa. Koboljow hatte in Davos erklärt, die Kapazität der Pipelines aus Europa sei in den vergangenen Monaten so erhöht worden, dass theoretisch mehr als 90 Prozent des ukrainischen Gasbedarfs abgedeckt werden könnte. (Reuters/rebu, derStandard.at, 23.3.2015)