Auf der Suche nach den seligen Tagen, als die SPÖ noch absolute Mehrheiten einfuhr und man die Seele mit Eternit auskleidete: Pepi Hopf, Marchfelder Biobauer zu Gast in Wien.

Foto: Niedermair

Wien - Am Anfang steht die letzte Tschick. Auch Pepi Hopf hört jetzt auf. Gleich heute Abend, gleich auf der Bühne. Zum letzten Mal das geübte Ritual. Anzünden, einatmen, loslassen, aus. Anonymer Optimist heißt das neue Programm des Marchfelder Biobauern. Und weil Pepi Hopf eben nur anonym, also klammheimlich positiv denkt, hat der staatlich geförderte Raucherpessimismus fürs Erste gesiegt.

Dabei würden die Probleme jetzt erst richtig anfangen, meint Hopf, denn als Raucher sei die Zukunft absehbar gewesen. Nun müsse aber auch er sich Sorgen machen, übers Pensionssystem zum Beispiel. Die Pessimisten hätten es da leichter, auch in den Kabaretts - denn ginge man erst einmal mit der Devise "Wird eh a Schas" hinein, könne es ja eigentlich nur besser werden.

Bei Pepi Hopf wird es das vor allem dann, wenn er die ausgetrampelten Pfade des Schießens gegen die Verbotsgesellschaft verlässt und sich in Erzählungen aus der eigenen Jugend verliert. Da sitzt Papa noch mit der Tschick im Opel Kadett, Mama daneben mit hochgetürmter Taftfrisur. Hopf erzählt von der Hochblüte des Wohlfahrtsstaats, von Eternit und Konsumverein.

Es bleibt aber nicht bei Nostalgie hinsichtlich der späten Kreisky-Jahre. Denn der Bogen zum Heute will natürlich gespannt werden. Vorbei die Zeit, als die Milch einen Tag, der Gebrauchtwagen drei Jahre, aber die SPÖ-Mitgliedschaft ein Leben lang halten konnte. Hopf stellt fest, dass der Typ beim Billa ganz und gar nicht sein Hausverstand ist, dass es sich tatsächlich auszahlen würde, der Katze Lungenbraten statt Sheba zu kaufen und dass das mit den Eiern sowieso alles ein Schmäh ist: "Was heißt Bodenhaltung? Ma scho kloa, dass des Hendl ned am Plafond hängt."

In Zeiten, in denen laut Hopf jede Grippewelle die SPÖ drei Prozent koste, muss man es als leiblicher Sozi-Nachfahre tatsächlich ziemlich schwer haben. Woran denn noch glauben? Die Frau schleppt einen zur alternativen Geburtsvorbereitung und verlangt Sex wie im Film, den Kauf eines Dacia muss man vor Freunden erst einmal rechtfertigen, und die große Koalition glaubt, dass es ein guter Kompromiss ist, wenn alle gleich ang'fressen sind.

Bei Pepi Hopf endet das alles in einer Art von Optimismus, den er mit "zu Tode gfiacht is a gstorbn" umschreibt. Zwischen den Zeilen gelingt ihm aber das Psychogramm verunsicherter Sozi-Söhne, die damit kämpfen, dass die Welt ihrer Väter nicht mehr die ihre ist, und deren politische Heimatlosigkeit heute nur allzu oft in rückwärtsgewandten Ideen endet. (Stefan Weiss, DER STANDARD, 24.3.2015)