Der Fire-TV-Stick ist nun auch in Österreich und Deutschland vorbestellbar. Die Auslieferung erfolgt ab 15. April.

Foto: Amazon
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Im September hat Amazon die Fire-TV-Settop-Box nach Deutschland gebracht. Nun legt der Konzern nach und veröffentlicht auch seinen Streaming-Stick, der seit Dienstag auch in Österreich vorbestellbar ist. Die Auslieferung soll am 15. April beginnen.

Den regulären Preis des Geräts hat Amazon mit 39 Euro festgesetzt, er liegt somit knapp über Googles Konkurrenzprodukt Chromecast (35 Euro). In den ersten 48 Stunden werden Kunden, die Mitglied bei Amazon Prime sind, den TV-Dongle für 19 Euro erhalten können. Wer noch kein Prime-Mitglied ist, sich aber in diesem Zeitraum für den Dienst registriert, erhält ihn als Neukunde um sieben Euro.

HDMI-Dongle

Wie Chromecast ist auch der Fire-TV-Stick ein HDMI-Dongle, der per USB mit Strom versorgt wird. Beim Kauf über Amazon wird das Gerät bereits mit eingerichtetem Nutzerkonto geliefert. Inhalte können entweder per App auf das TV-Gerät "geflingt" oder via Miracast übertragen werden.

Unterstützt werden eine Reihe von Diensten, Zugang gibt es unter anderem zu Servus TV und Netflix. Amazon betont, eine "offene Plattform" zu betreiben, die prinzipiell allen Anbietern offen stehe.

Amazon App-Store goes HTML5

Beworben wird das Gerät einerseits mit dem Content-Angebot von Amazon. Neben zahlreichen Serien von Drittanbietern sowie Eigenproduktionen werden zum Start auch viele Apps und Spiele zur Installation auf dem Gerät bereit stehen. Mit einem neu veröffentlichten Software Development Kit erwartet man sich einen deutlichen Zuwachs. Entwickler müssen ihre Programme künftig nicht mehr nativ für das Android-Derivat Fire OS schreiben, sondern können sie auch in HTML5 umsetzen.

Eine konkrete Zielgruppe ("Alle, die gerne streamen") für den Stick wollte Amazon gegenüber dem WebStandard nicht definieren, man sei aber bemüht, mit dem Gerät eine ähnliche Erfahrung zu bieten wie mit der weniger kompakten Settop-Box, die in Österreich nicht verfügbar ist.

"Riesige Chance" auf jungen Märkten

Mit dem Gerät hat Amazon einiges vor und verweist auf eine im Februar publizierte Studie von Goldmedia, der zufolge der eigene Streamingdienst Amazon Instant Video den deutschen Markt mit Abstand dominiert. Anhand der Befragung von 1.120 Internetusern zwischen 18 und 69 Jahren wird dort ein Marktanteil von 33,2 Prozent errechnet. An zweiter Stelle liegen mit Respektabstand Apples iTunes und Maxdome mit 11,3 Prozent. Netflix hält derzeit bei acht Prozent. Dazu wurde Fire TV zum bestverkauften Streaminggerät auf amazon.de.

Entsprechend wenig Angst hat man derzeit vor der Konkurrenz. In Deutschland und Österreich wittert man eine "riesige Chance", zumal es sich im Bereich Streaming um sehr junge Märkte handelt, auf denen die Nachfrage über den eigenen Erwartungen liegt.

US-Werbespot für den Fire-TV-Stick.
Amazon Fire TV

Stärkere Hardware, Fernbedienung, Sprachsuche

Gegenüber Chromecast und anderen Lösungen im gleichen Format will man sich auf mehrerlei Art und Weise abheben. So bietet der Fire-TV-Stick im Vergleich die bessere Hardware-Ausstattung. Im Inneren werkt eine nicht näher benannte Dual-Core-CPU, der 1 GB RAM zur Verfügung steht. Der Onboardspeicher ist mit 8 GB viermal größer als der des Google-Produkts. Dazu integriert ist ein dualbandfähiges WLAN-Modul.

Optional erhältlich ist auch eine Fernbedienung. Deren Umsetzung ist laut Tim Twerdahl, Produktmarketingchef von Amazons eigener Hardwaredesign-Firma Lab126, auf Basis von Kundenfeedback erfolgt. Sie erlaubt die Steuerung des Sticks auch ohne Smartphone und liefert gleichzeitig ein Mikrofon zur Nutzung der Sprachsuche. Diese steht auf Deutsch zur Verfügung. Mit ihr sind Inhalte nach Titel, Genre, aber auch über Namen von Schauspielern auffindbar.

ASAP, Whispersync, Captive Portals

Softwareseitig heißen die Schlagwörter "ASAP" (Advanced Streaming And Prediction), Whispersync und Captive Portals. Erstere Technologie lernt mit der Zeit und versucht vorherzusagen, welche Inhalte sich der Nutzer wahrscheinlich als nächstes ansehen wird, und lädt einen Teil bereits vorab herunter, um Ladezeiten zu vermeiden.

Whispersync kennt man bereits von Kindle-Tablets und E-Readern. Im Falle von Fire TV wird geräteübergreifend gespeichert, wo der Nutzer zuletzt welche Videoinhalte pausiert hat, damit diese auf anderen unterstützten Geräten nahtlos weiter angesehen werden können. Captive Portals – Amazons Produkt ist der erste Streaming-Stick, der dies unterstützt – ermöglicht die Verwendung des Geräts auch auf Hotelfernsehern über das dortige WLAN.

Amazon gerüstet für Content-Schlacht

Contentseitig bietet Amazon mehr als 13.000 Serien und Filme und baut in Zukunft stark auf Eigenproduktionen. Mittlerweile kämen viele Produzenten von sich aus zu Amazon und böten ihre Drehbücher zur Umsetzung an, sagt Jay Marine, Vizepräsident des Kozerns, Berater von Firmenchef Jeff Bezos und zuständig für die Geschicke von Instant Video in Europa.

Sehr erfolgreich schlägt sich etwa die neue Serie "Bosch", deren zweite Staffel bereits fix geplant ist. Zudem wird Amazon künftig exklusiv eine von Woody Allen umgesetzte TV-Serie anbieten. Das Inhaltsangebot sieht Amazon als wesentlichen Faktor im Wettstreit mit der Konkurrenz und betont dabei die Wichtigkeit von Exklusivangeboten und guten Eigenformaten.

In diesem Sinne will man auch das "Amazon Pilots"-Programm weiter betreiben. Im Rahmen dessen stellt man Pilotfolgen potenzieller neuer Serien aus eigenem Hause allen Amazon-Kunden bereit. Basierend auf den Rückmeldungen wird anschließend über das weitere Schicksal des jeweiligen Formats entschieden.

OV-Angebot soll verbessert werden

Häufigere Kritik, die von einigen Kunden am Amazon-Sortiment geübt wird, betrifft Originalversionen. Bislang sind nur wenige Filme und Serien in ihrer originalen englischsprachigen Fassung zu sehen. Amazon kündigte an, hier nachbessern zu wollen, ohne allerdings konkrete Angaben zu liefern.

Zum Thema IT-Infrastruktur – zumal Internetprovider regelmäßig über die steigende Netzbelastung durch Streaming klagen – gibt sich Amazon schmallippig. Man arbeite "mit einer Reihe von Partnern" in diesem Bereich, heißt es. Dazu versuche man selber Verbesserungen auf technologischer Seite, etwa im Bereich Videokomprimierung, voranzutreiben, um die Datenlast zu verringern. Konkrete technische Neuerungen für Instant Video könne man aktuell aber nicht ankündigen. (Georg Pichler, derStandard.at, 24.3.2015)