Roberto Mancini, der Trainer der momentan etwas glücklosen Inter Mailand, ist der lebende Beweis, dass auch aus den langweiligsten Interviews Geschichten entstehen können.

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Mancini spricht, als ob er die Squadra Azzurra gegen Bulgarien am Samstag dirigieren würde, und nicht Antonio Conte.
Foto: Reuters/Garofalo

In einem Interview am Flughafen in Rom sagte Mancini ins Mikrofon des Fernsehsenders Mediaset Premium, dass Doppelstaatsbürger beim ihm - wäre er Italiens Nationaltrainer - keinen Platz hätten. Im Kader der Squadra Azzurra stehen momentan mit Roberto Soriano (geboren in Deutschland), Franco Vazquez (Argentinien) und Citadin Martins Eder (Brasilien) drei sogenannte Oriundi, zu deutsch eben: Doppelstaatsbürger. Mancini ist damit nicht zufrieden: "Die italienische Nationalmannschaft sollte italienisch sein", wetterte er, und beklagte, dass im Team "vielleicht Spieler stünden, die keine Italiener sind, sondern nur Verwandte hier haben".

Politik schaltet sich ein

Der Lega-Nord-Politiker Matteo Salvini stellte sich auf Facebook sofort hinter Mancini. Als dieser von Journalisten darauf hinwgewiesen wurde, dass auch im Weltmeisterteam Deutschlands einige Doppelstaatsbürger vertreten waren, sagte Mancini: "Ja, aber das ist etwas anderes. Die sind in Deutschland geboren. Ich denke, dass ein Italiener es verdient hat, im italienischen Nationalteam zu stehen. Einer, der nicht hier geboren ist, hat das nicht verdient. (Der amtierende Teamchef) Conte macht alles richtig, aber ich bleibe bei meiner Meinung. Wir tun alles um unseren Nachwuchs zu verbessern, doch im Team spielen dann die Doppelstaatsbürger. Es wäre besser, unsere Jugendichen zu fördern." Darauf reagierte Giuseppe Iachini, Trainer von Palermos Franco Vazquez so: "Seine Mutter ist Italienerin. Er ist für mich eher Italiener als Mancini."

WM-Finale Italien-Tschechoslowakei 1934, mit Doppelstaatsbürger Monti und Orsi
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Die Doppelstaatsbürger kommen meistens aus den bevorzugten Zielen italienischer Auswanderer im 19. und 20. Jahrhundert: Argentinien, Uruguay, Deutschland, Schweiz. Die Oriundi sind seit jeher fester Bestandteil der Squadra, die ersten zwei Weltmeistertitel 1934 und 1938 sicherte sich Italien mit Hilfe zweier Argentinier, Raimundo Orsi und Luisito Monti. Nach dem zweiten Weltkrieg prägten Spieler, wie Miguel Montuori, Jose Altafini, Omar Sivori, Mauro German Camoranesi oder Thiago Motta den italienischen Fußball mit.

Mancinis Überraschungen

Mancini ist immer wieder für Überraschungen gut, ganz so, wie er auch als Spieler aus dem Nichts Tore und Vorlagen hervorzuzaubern beliebte. Unvergessen ist etwa ein Interview, dass er als 17-jähriges Nachwuchstalent der RAI gab: Da erzählte er, dass er zwar mit der Schule aufgehört hätte, sich fortan jedoch dem Englisch-Studium hingeben wolle. Später, als Trainer von Galatasaray, beschuldigte Manchini seinen Ex-Klub Manchester City ihm gegenüber wie "Judas" benommen hätte, da die Engländer schon Monate vor seiner Entlassung andere Trainer kontaktiert hatte. (Tamas Denes, derStandard.at, 23.3.2015)