Schanghai/Wien - Die Harmonie stimmt. Miriam Ziegler und Severin Kiefer haben einander gefunden. Kiefer hatte eine neue Partnerin gesucht. Das war nach der Saison 2012/13. Mit Stina Martini war es leistungsmäßig nicht mehr richtig vorangegangen. Dass er in Ziegler nicht nur eine sportliche Partnerin fand, war nicht geplant. Kiefer: "Wir verstehen uns einfach gut." Auf dem Eis schadet das nicht.

Kiefer hebt, wirft, fängt seine Partnerin. Ziegler vertraut. Ziegler hat Spaß. Sie ist im Paarlauf angekommen. "Ich habe das gefunden, was mir im Einzellauf gefehlt hat." Die Burgenländerin, seit kurzem 21, galt als großes Talent, lief schon 2010, 15-jährig, bei den Olympischen Spielen in Vancouver. 18-jährig beendete sie ihre Karriere. 19-jährig kam sie als Paarläuferin zurück.

Training in Berlin

Die zweite Karriere hat sie und Kiefer nach Berlin geführt. Seit einem Jahr übt das Paar beim renommierten Trainer Knut Schubert, einem Experten für den Paarlauf. Bis vor kurzem waren die deutschen Top-Läufer Mari Vartmann und Aaron Van Cleave ihre Trainingskollegen. Jetzt üben sie mit Nachwuchspaaren. Immer noch ein großer Vorteil gegenüber der Heimat. Kiefer: "In Österreich gibt es keinen Paarlauf."

Vor Berlin war Graz. Die damalige Trainerin Eva Sonnleitner hatte sich zwar redlich bemüht, gute Bedingungen für Österreichs Meisterpaar zu schaffen. Aber die Möglichkeiten waren begrenzt, sind es noch. "Hier können wir so viel aufs Eis, wie wir wollen", sagt Kiefer (24) aus Salzburg. Auch die Trainingsmöglichkeiten abseits des Eises seien optimal. "Hier ist professionelles Training möglich."

Eine gute Voraussetzung für Zieglers und Kiefers hohe Ambitionen. 2018 wollen die beiden bei Olympia in Pyeongchang vorn mitmischen. Im Vorjahr in Sotschi sammelten sie erste gemeinsame olympische Erfahrung, wurden 17., verpassten den Einzug ins Finale um einen Platz. Bei der WM in Japan waren sie als 22. weiter davon entfernt. Nun, bei der WM in Schanghai, und im Kurzprogramm am Mittwoch, soll es klappen.

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Kiefer und Ziegler sind nicht nur auf dem Eis ein Paar.
Foto: EPA/Claudia Bresciani

Gute Saison

Das Ziel ist eher nicht zu hoch gegriffen. Im zweiten gemeinsamen Jahr hat das Duo große Fortschritte gemacht. Ziegler: "Wir sind sehr zufrieden mit der Saison." Bei der EM im Jänner in Stockholm belegten die beiden Platz acht - gegenüber dem Vorjahr eine Verbesserung um vier Ränge. Davor durften sie als eines von acht Paaren an zwei Wettkämpfen der renommierten Grand-Prix-Serie teilnehmen. Eine große Ehre. "Wir hoffen, dass wir auch nächstes Jahr bei Grand Prix laufen dürfen." Die Qualifikationskriterien seien, so Kiefer, etwas undurchsichtig.

"Wir haben uns heuer auf verschiedenen Ebenen weiterentwickelt", sagt Ziegler. "Im ersten Jahr", erzählt Kiefer, "haben wir uns auf die Elemente konzentriert." Jetzt seien die Programme wesentlich komplexer, auch künstlerisch hochwertiger. Und bei den Preisrichtern habe man sich mittlerweile einen guten Namen gemacht.

Aushängeschilder

In Österreich haben die beiden einen sehr guten Namen. Ziegler/Kiefer sind mittlerweile die Aushängeschilder des heimischen Eiskunstlaufs. In Schanghai werden auch Kerstin Frank und das Tanzpaar Barbora Silna und Juri Kurakin an den Start gehen. Ein Herr fehlt. Die Lücke nach Viktor Pfeifers Rücktritt im vergangenen Jahr wurde noch nicht geschlossen.

Geschlossen wird die Saison nach der WM. Die Saison war lang. Aber, sagt Ziegler, im Training sei bis zuletzt was weitergegangen. "Ich habe ein gutes Gefühl für Schanghai. Wir sind gut vorbereitet." Die Burgenländerin ist an Trainingsjahren noch immer eine sehr junge Paarläuferin. Aber, sagt Kiefer: "Sie ist ein unglaubliches Bewegungstalent. Sie ist unglaublich ehrgeizig." Und die Harmonie stimmt sowieso. (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 24.3.2015)