Washington – Nach Jahren des Misstrauens haben die USA und Afghanistan einen versöhnlicheren Ton bei den bilateralen Beziehungen angeschlagen. US-Außenminister John Kerry lobte die Gespräche mit der Führung aus Kabul am Montag als "produktiv". Der afghanische Staatschef Ashraf Ghani dankte der US-Armee für die im Rahmen des internationalen Militäreinsatzes am Hindukusch erbrachten Opfer.

Kerry traf sich in Camp David, dem Landsitz von US-Präsident Barack Obama im Bundesstaat Maryland, mit Ghani sowie mit Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah. An den Gesprächen nahmen unter anderem auch US-Verteidigungsminister Ashton Carter und US-Finanzminister Jack Lew teil. Anschließend traten Kerry, Carter, Ghani und Abdullah gemeinsam vor die Presse. Die USA und Afghanistan seien in den 14 Jahren, in denen sie gemeinsame Opfer erbracht hätten, stärker "zusammengerückt", sagte Kerry mit Blick auf die Zeit seit dem Sturz der radikalislamischen Taliban im Jahr 2001.

Beide Länder verpflichteten sich zu "Sicherheit und Frieden" und hätten ein Interesse daran, "Wohlstand und sozialen Fortschritt" in Afghanistan voranzubringen. Die Treffen am Montag hätten die andauernde "Freundschaft" beider Länder betont, so Kerry.

Carter: "Neu belebte Partnerschaft"

Carter sprach von einer "neu belebten Partnerschaft" der USA mit der neuen afghanischen Regierung. Ghani hatte der US-Armee zuvor für die am Hindukusch erbrachten Opfer gedankt. Bei einer Zeremonie im Pentagon sagte er am Montag, Afghanistan sei "dankbar" für die US-Bemühungen, "uns Frieden und Hoffnung zu bringen". Zugleich versicherte er, Afghanistan werde den USA nicht weiter "zur Last fallen" und "sein Haus in Ordnung bringen".

Am Dienstag wird Ghani bei Präsident Obama im Weißen Haus erwartet. Dabei könnten die beiden Spitzenpolitiker einen langsameren Abzug der rund 10.000 in Afghanistan verbliebenen US-Soldaten verkünden, wie US-Vertreter mitteilten. Ghani hatte sich für eine gewisse Flexibilität bei der Anzahl der Streitkräfte ausgesprochen und Kerry sagte dazu, Obama berücksichtige diesen Wunsch.

In Camp David sagte Ghani aber auch, letztlich liege die Entscheidung darüber bei Obama. Zum Jahreswechsel war der NATO-geführte Kampfeinsatz in Afghanistan nach 13 Jahren zu Ende gegangen. An der Folgemission "Resolute Support" zur Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte durch Ausbildung und Beratung sind etwa 12.000 Soldaten aus 40 Staaten beteiligt.

Afghanistan selbst für Sicherheit verantwortlich

Für die Sicherheit im Land sind die Afghanen selbst verantwortlich, US-Spezialkräfte können allerdings weiter gegen Al-Kaida-Mitglieder vorgehen. Der ehemalige Weltbank-Ökonom Ghani war im September auf Hamid Karzai gefolgt, der seit dem Sturz der Taliban afghanischer Präsident war. Das Verhältnis zwischen Karzai und den USA war zuletzt stark angespannt.

13 Zivilisten bei Angriff getötet

Bewaffnete Angreifer haben in der Nacht zum Dienstag in Afghanistan einen Bus überfallen und 13 Zivilisten getötet. Nach Angaben der örtlichen Behörden wurde das Fahrzeug in der Provinz Wardak unweit der Hauptstadt Kabul angegriffen. Der Bus war in Richtung Süden unterwegs. Die Bewaffneten hätten das Feuer eröffnet und 13 Menschen erschossen, sagte ein Sprecher des Provinzgouverneurs. (APA, 24.3.2015)