Rom - Die Haftstrafe gegen Luciano Moggi, Hauptfigur des italienischen Manipulationsskandal "Calciopoli", ist aufgehoben. Der frühere Sportdirektor von Juventus Turin wurde zwar nicht freigesprochen, Italiens höchstes Gericht befand am Montagabend in Rom jedoch, dass die Vorwürfe mittlerweile verjährt sind. Moggi sei daher nicht mehr belangbar.

Moggi wurde 2006 in erster Instanz zu fünf Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. 2013 wurde die Haftstrafe in zweiter Instanz auf zwei Jahre und vier Monate reduziert. Auch der frühere Geschäftsführer von Juventus, Antonio Giraudo, wurde nun wegen Verjährung freigesprochen.

Von den 37 Angeklagten (mit dabei u.a. Lazio-Präsident Claudio Lotitio, die Ex-Schiedsrichter Pierluigi Pairetto und Andrea Bergamo, Ex-Verbandspräsident Franco Carraro sowie die damaligen Fiorentina-Besitzer Diego und Andrea Della Valle) wurde lediglich Ex-Schiedsrichter Massimo de Santis zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt.

"Großer Luciano Moggi, gib den internationalen Schiedsrichtern viele Uhren, wie gewinnen sonst die WM" - sang der Humorist Checco Zalone 2006
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Zahlreiche abgehörte Telefonate hatten darauf hingewiesen, dass Moggi nicht nur mehrere Spieler unter Kontrolle hatte, sondern auch Schiedsrichter zugunsten von Juventus manipulieren konnte. Er wurde verurteilt, und wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung schuldig gesprochen.

Zwangsabstieg 2006

2006 musste Juventus in die Serie B zwangsabsteigen. Milan, Fiorentina, Lazio und Reggina wurden Punkte abgezogen. Am schlimmsten erwischte es Reggina, der kleinen Mannschaft aus Calabrien wurden gar 15 (!) Punkte abgenommen. Wie durch ein Wunder, schaffte das Team trotzdem den Klassenerhalt.

Erst nach der WM 2006 in Deutschland begann die Aufarbeitung des Calciopoli. Unabhängig von dem Prozess war der 77-Jährige Moggi auch zu einem lebenslangen Berufsverbot im Fußball verurteilt worden. Juventus wurden die Meistertitel aus den Jahren 2005 und 2006 aberkannt, schon 2007 tauchte Juventus wieder in der Serie A und 2009 Luciano Moggi als Berater des FC Bologna auf.

Moggi zufrieden

"Neun Jahre hatten wir eine Farce und das ist höchst unerfreulich, denn dieser abnormale Prozess hat sich am Ende im Nichts aufgelöst: das Resultat ist nur viel ausgegebenes Geld und viele ruinierte Schicksale. Einen Freispruch will ich nicht mehr, ich bin zufrieden so", sagt Moggi. Er will nun auch gegen sein lebenslanges Berufsverbot im Fußball vorgehen. (Tamas Denes, derStandard.at, 24.3.2015)