Der Hamburger Musiker und Texter Jochen Distelmeyer, bis 2007 Frontmann von Blumfeld, stellt derzeit sein Romandebüt "Otis" vor - im Mixmodus aus Lesung und Konzert.

Foto: Christian Fischer

Eigentlich waren es zuerst nur ein paar Song-Ideen für sein neues Soloalbum. Dann aber machte Jochen Distelmeyer, Exsänger und früheres Mastermind der 2007 aufgelösten Hamburger Diskurspopband Blumfeld, daraus gleich seinen Debütroman Otis (Rowohlt, 2015): nämlich aus Liedern, die sich mit der antiken Mythologie in Gestalt von Homers Odysseus respektive dessen Odyssee beschäftigen, und die, so der Autor, vor dem Hintergrund einer drohenden Kriegsgefahr sowie des eigenen Umzugs nach Berlin zu verstehen seien.

Jetzt stellt Distelmeyer sein Buch im Mixmodus, also in einer Kombination aus Lesung und Konzert, auch in Österreich vor. Protagonist von Otis ist der junge, gerade wegen akuten Liebeskummers von Hamburg nach Berlin übersiedelte Autor Tristan Funke. Man schreibt das Jahr 2012, und dieser stromert durch die deutsche Bundeshauptstadt, muss dabei permanent vor sich hin grübeln, auch weil er seinen ersten Roman nicht und nicht zu Ende schreiben kann. Der Held des Buchs im Buch heißt Otis Weber: ein drogensüchtiger Programmierer illegaler Filesharing-Programme. Mittels dieser Figur begibt sich Distelmeyer selbst auf Irrfahrt. Dabei begegnet er dem üblichen Personal der Berliner Party-, (Pseudo-)Künstler- und Kreativszene - schließlich will Otis ein Gesellschaftsroman sein.

Den Namen leitet Distelmeyer aus dem Altgriechischen ab, Outis heißt "niemand", (Pop-)Kultur-Verweise ergeben sich daraus unzählige: zu Odysseus, Otis Redding, Johnny Otis und der Firma, die die Fahrstühle im World Trade Center eingebaut hatte. Morgen, Donnerstag, und am kommenden Montag musikalische Lesung mit Jochen Distelmeyer. (dog, DER STANDARD, 25.3.2015)