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Screenshots als Fotos unserer Online-Leben

Foto: AP/Favila

Der Screenshot nimmt in der Online-Kommunikation einen immer größeren Stellenwert ein. Egal ob in privaten Chats, auf Twitter oder Facebook: Nie waren Bildschirmaufnahmen so omnipräsent wie jetzt. Damit wiederholt sich ein Vorgang, der schon bei der Einführung der Handykamera zu beobachten war, als plötzlich eine Explosion an Bildern das Netz überschwemmte. Screenshots können nun gewissermaßen als "Handykamera des Cyberspace" betrachtet werden, wie Wired analysiert. Denn Screenshots sind quasi Fotos unseres Online-Lebens, die unsere Perspektive anderen Nutzern näherbringen.

Datenschutzrechtlich

So ist es etwa bei jungen Erwachsenen gang und gebe, sich Screenshots von Chatverläufen mit Dritten zu übermitteln. Bei Beziehungsproblemen oder Flirts sollen Freunde so direkt analysieren, was der jeweilige Gesprächspartner eigentlich sagen wollte. Menschen müssen Gesprächsverlaufe nicht mehr indirekt wiedergeben, also nacherzählen, sondern können die Quelle zeigen. Datenschutzrechtlich ist das natürlich heikel und in etwa so, als ob man von einem Rendezvous Videoaufnahmen machen würde.

In sozialen Netzwerken

Aber auch in anderen Bereichen werden Screenshots immer wichtiger: Studenten markieren sich so wichtige Stellen in Lernmaterialien, andere weisen auf gute Medienberichte hin. Der Investor Chris Dixon startete hier ein Experiment: Er teilte auf seinem Twitter-Profil zweimal denselben Link zu einem Artikel über den Weitblick des Erfinders Nikola Tesla. Einmal schrieb er, dies sei ein guter Text, ein anderes Mal fügte er eine wichtige Stelle als Screenshot in den Tweet ein. Letztere Meldung wurde 4.200 Mal geteilt, ohne Screenshot gab es nur 109 Retweets.

Autokorrektur

Screenshots taugen aber auch dazu, die Flüchtigkeit der Onlinekommunikation zu präservieren. Sei es, weil lustige Tippfehler archiviert werden – so waren Fehlfunktionen der Autokorrektur sicher ein Katalysator für die Verbreitung von Screenshots. Andererseits können so aber auch kontroverse Wortmeldungen etwa von Politikern eingefangen werden, die später aus Verlegenheit gelöscht werden. Auch das wirft natürlich Fragen über das Recht auf die eigene Kommunikation auf.

Bessere Apps nötig

Insgesamt ist der Siegeszug des Screenshots aber ungebrochen. Dabei fehlen wichtige Tools, um mit den aufgenommenen Bildern umzugehen. "Wir brauchen viel bessere Apps, um Screenshots zu teilen, zu sortieren und zu organisieren", schreibt etwa Wired. Denn schlussendlich könnten Screenshots irgendwann die digitalen Fotoalben unserer Zeit werden – da sie wie keine andere Form unser Onlineleben dokumentieren. (fsc, 29.3.2015)