Wien - Eine bei der Zentralen Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption tätige Anklägerin ist von ihrer beruflichen Vergangenheit eingeholt worden. Die Staatsanwältin ist Anfang März vom Dienst freigestellt worden, sagte der Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft Wien, Michael Klackl, am Mittwoch und bestätigte damit einen Bericht der "Salzburger Nachrichten".

Gegen die Staatsanwältin steht der Verdacht der Anstiftung zur Verletzung des Amtsgeheimnisses im Raum, wobei es um eine Zeit geht, als sie noch bei der Wiener Anwaltskanzlei Lansky, Ganzger und Partner tätig war. Die Kanzlei vertritt seit 2009 den kasachischen Verein Tagdyr und damit unter anderem die Witwen zweier Banker der kasachischen Nurbank, die auf Betreiben Alijews, einst kasachischer Botschafter in Wien, verschleppt und ermordet worden sein sollen.

Alijew, der im Sommer 2014 in U-Haft genommen wurde und gegen den ab Mitte April wegen Doppelmords vor einem Schwurgericht verhandelt hätte werden sollen, wurde am 24. Februar erhängt in seiner Zelle in der Justizanstalt Wien-Josefstadt aufgefunden.

Brisantes Material weitergegeben

Bevor sie zur Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wechselte, war die nunmehrige Oberstaatsanwältin bei der Kanzlei Lansky tätig und für die Causa Alijew zuständig. Begonnen hatte sie ihre Karriere bei der Staatsanwaltschaft Wien. Bei Lansky soll sie versucht haben, an der Amtsverschwiegenheit unterliegendes Material zu Alijew, etwa Adressen und dessen aktuellen Wohnort, heranzukommen. Tatsächlich, so der Verdacht, soll es ihr gelungen sein, brisantes Material zu beschaffen. Gegen zwei Beamte des Bundeskriminalamts sind in diesem Zusammenhang Ermittlungen wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses anhängig, weil sie ihr erwünschte Informationen weitergegeben haben sollen.

"Wir haben unmittelbar nach Bekanntwerden des Verdachts reagiert und die Kollegin bis zur Klärung des Sachverhalts vom Dienst freigestellt", sagte Sprecher Klackl. Sie sei nicht vom Dienst suspendiert worden, was aus rechtlichen Gründen auch gar nicht möglich gewesen wäre, so Klackl: "All ihre dienstrechtlichen Ansprüche bleiben gewahrt."

Ermittelt wird derzeit von der Staatsanwaltschaft Wien, wobei neben der Staatsanwältin ein zweiter Justizmitarbeiter als Verdächtiger geführt wird. Dabei soll es sich um eine Kanzleikraft handeln. (APA, 24.3.2015)